Thomas Schaffer hofft, den Sprung in die NFL zu schaffen.

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Wien – Der neue American-Football-Nationaltrainer Maximilian Sommer geht davon aus, dass Österreich noch in diesem Jahr über einen NFL-Spieler verfügen wird. Als heißeste Eisen sieht der Grazer den Tiroler Sandro Platzgummer, der sich nach einem Lehrjahr als internationaler Trainingsgast bei den New York Giants empfehlen will, sowie Thomas Schaffer. Den Wiener verglich Sommer aufgrund seiner Herangehensweise und Fähigkeiten bereits mit Österreichs NBA-Pionier Jakob Pöltl.

Platzgummer war im Vorjahr über das "International Player Pathway Program" zu den Giants gekommen. 2021 muss sich der 23-Jährige ohne Sonderstatus beweisen, darauf bereitet er sich aktuell in der Heimat mit Individualtrainer Florian Grein vor. "Wenn ich es jemandem zutraue, das zu schaffen, dann Sandro – weil er bis jetzt alles geschafft hat, das er sich in den Kopf gesetzt hat", sagte Sommer. "Er ist schon knapp dran."

DER STANDARD

Augenöffner

Für einen Runningback ist Platzgummer mit 1,83 m und 90 kg vergleichsweise klein und leicht. Mit diesen Körpermaßen so weit zu kommen sei "außergewöhnlich", meinte der AFBÖ-Teamchef, Platzgummer auch für NFL-Coaches "ein Augenöffner". Sein Weg werde über die Special Teams führen, die bei Punt- und Kick-Returns auf dem Feld sind. Sommer: "Sandro ist überzeugt, dass er athletisch nicht viel zurücksteht – aber er ist nicht mehr so wie in Europa der Beste am Feld."

Der Sprung in die NFL könnte in diesem Jahr auch Schaffer gelingen. Der 24-Jährige ist für den Draft der nordamerikanischen Profiliga Ende April angemeldet, könnte dort als erster Österreicher ausgewählt werden – wie vor fünf Jahren Basketballer Pöltl in der NBA. "Ich würde die beiden vergleichen, vom Typus und von der Anlage her", sagte Sommer. Auch Schaffer sei ein "hart arbeitender Rollenspieler". Der 2,01-m-Mann überzeugte in seinem Abschlussjahr am Spitzencollege Stanford.

Harte Arbeiter

Die Eliteuni gilt als bekannt für eine gute Ausbildung von Defensive-Line-Spielern, wie auch Schaffer einer ist. Laut Sommer ist Pöltl ein gutes, greifbares Vorbild. "(Ex-NHL-Star) Thomas Vanek war ein Gottestalent. Aber Pöltl ist das, was wir in Österreich sind. Wir sind nicht die Begnadetsten der Begnadeten. Wir sind harte Arbeiter, auf die man sich verlassen kann. Wir sind Systemspieler, wir verstehen das Spiel." All das treffe auch auf Schaffer zu. "Daher wird er diese Chance bekommen."

Der Nationaltrainer hofft, dass sich ein NFL-Spieler als neues "Leuchtidol" auch positiv auf die Motivation des heimischen Nachwuchses auswirken würde. Dies sei schon bei Platzgummers Weg im Vorjahr zu beobachten gewesen. Sommer über das Corona-Jahr 2020: "Die schlimmste Auswirkung von Covid-19 war die auf die Nachwuchsspieler. Aber als die mitbekommen haben, dass sich da ein Österreicher wirklich Richtung NFL bewegt, haben sie zu Hause alle trainiert wie die Berserker."

Wentz, der Colt

In der NFL hat sich derweil Carson Wentz nach seinem Wechsel zu den Indianapolis Colts mit warmen Worten von den Philadelphia Eagles verabschiedet. "Ein Kapitel endet, ein neues beginnt", schrieb der Quarterback bei Instagram, "ich danke den Eagles, dass sie meinen Traum haben wahr werden lassen."

Das NFL-Team aus Philadelphia hatte Wentz 2016 an Position zwei gedraftet, 2018 gewann er mit den Eagles den Super Bowl – allerdings als Zuschauer. Nach einem Kreuzbandriss übernahm Nick Foles seinen Posten und führte das Team zum Titel.

Wentz hatte zuletzt seinen Platz in der Startformation der Eagles an Jalen Hurts verloren. Bei den Colts soll er Philip Rivers ersetzen, der seine Karriere beendet hat. Wentz' neuer Headcoach ist ein alter Bekannter: Frank Reich war bis zum Ende der Saison 2017/18 Offensive Coordinator in Philadelphia. (APA, sid, 20.2.2021)