Ein rares und teures Gut: Grafikkarten der aktuellen Generation.

Foto: Asus

Als wäre die Konkurrenz mehrerer Branchen um die Ressourcen der Chipfertiger nicht schon Herausforderung genug, sorgt der aktuelle Höhenflug des Bitcoin für ein schon aus 2017 bekanntes Problem. Nicht nur Spieler versuchen, an die neuesten Grafikkarten von AMD und Nvidia zu gelangen, sondern auch Kryptominer.

Weil die GPUs ausgesprochen gut im Errechnen von Hashwerten sind, eigenen sie sich, um für Transaktionsbestätigungen eingespannt zu werden und dabei selbst Kryptogeld zu "erarbeiten". Das müssen nicht unbedingt Bitcoin sein, denn die Leitwährung des Marktes hat auch allerlei andere Zahlungsmittel mit nach oben gezogen. Diese, speziell Ethereum, lassen sich teilweise auch noch mit einzelnen Grafikkarten gewinnbringend minen.

Neuer Treiber schließt Miner aus

Die Grafikkartenhersteller müssen sich jedoch seit der Vorstellung der RTX 3000- bzw. RX 6000-Reihe im vergangenen Jahr viel Kritik gefallen lassen. Denn sie hatten suggeriert, dass es schnell genug Lagerbestände geben und es sich nicht um sogenannte "Paper Launches" (also Markteinführungen, die faktisch nur am Papier geschehen) handeln wird. Doch beide Serien sind nach wie vor nur sehr schwer und zu Mondpreisen zu bekommen, was sich wohl auch zumindest bis Sommer nicht ändern wird.

Nvidia setzt nun Maßnahmen, mit denen man zumindest den Ansturm der Kryptominer auf Consumer-Grafikkarten eindämmen will. Beginnend mit der RTX 3060 liefert man nun Treibersoftware aus, die erkennen soll, wenn die Karte für Ethereum-Mining verwendet wird. Und wenn der Algorithmus anschlägt, so wird die Berechnungsrate der Karte und damit auch ihr Mining-Ausstoß um rund die Hälfte gedrosselt. Somit ist sie als Mining-Gerät kaum noch attraktiv.

Die Miner will man aber nicht im Regen stehen lassen. Für sie nimmt man nun eigene "CMPs" – Cryptocurrency Mining Processors – ins Programm. Diese sollen für ihre Aufgabe spezialisiert sein und gleichzeitig Hardware und Features aussparen, die beim Mining nicht gefragt sind.

Probleme

Was auf den ersten Blick wie eine passable Lösung wirkt, wirft allerdings zwei Probleme auf. Erstens sind derlei technische Schranken selten so wasserdicht, wie sie angepriesen werden. Das baldige Auftauchen modifizierter Treiber oder anderer technischer Umgehungsmaßnahmen wäre nicht erstaunlich.

Zweitens handelt es sich um einen durchaus bedenklichen Eingriff von Nvidia in die Souveränität von Nutzern im Umgang mit einem Produkt, für das sie nicht wenig Geld auf den Tisch gelegt haben. Zudem nimmt dieser Ansatz keinerlei Rücksicht auf Szenarien, in denen eine Grafikkarte sowohl für Mining, als auch zum Spielen herangezogen wird – etwa wenn man die Grafikkarte über Nacht Transaktionen bestätigen lässt und unter Tags als Arbeitsgerät nutzt. (gpi, 22.2.2021)