Discord wird laut einer Studie von "SaferInternet.at" immer beliebter. Doch was ist Discord eigentlich?

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Ursprünglich wollte Discord die Herrschaft von Teamspeak als bevorzugtes Kommunikationswerkzeug bei Gamern brechen. Mittlerweile aber entwickelt sich die App zu einer der beliebtesten überhaupt bei Jugendlichen. Aber auch für Schulen im Homeschooling scheint Discord eine Möglichkeit zu sein, sich zu vernetzen.

Mittlerweile über 300 Millionen Nutzer

Discord wurde 2015 ins Leben gerufen und ist eine Mischung aus Forum, Chat, Livestreaming und Sprachchat. Die App hat vor allem in der Pandemie eine Erfolgsgeschichte zu erzählen. Das zeigen die aktuellen Benutzerzahlen, die rapide angestiegen sind. Im Jänner 2020 waren es bereits 250 Millionen, im Moment sollen sich über 300 Millionen Benutzer auf der Plattform tummeln.

Grundsätzlich ist Discord schnell erklärt: Benutzer können Server betreiben, die in kürzester Zeit mit paar Einstellungen und Klicks individualisiert sind. Dazu braucht es nicht einmal die App, die für alle gängigen Betriebssystem existiert. Denn Discord kann auch über den Browser geöffnet werden, wenn auch so nicht alle Features zur Verfügung stehen. Zusätzlich können Bots installiert werden, die für Recht und Ordnung auf den Servern sorgen. Außerdem lassen sich Spieleaccounts von Steam und Co sowie das Twitch-Profil und Spotify mit der App verbinden.

Sobald die App heruntergeladen und die Registrierung abgeschlossen ist, findet sich jeder Nutzer vor diesem Screen wider.
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Dabei erinnern die Server stark an Apps wie Slack. Verschiedenste Chatkanäle können erstellt werden, die mit einem diversen Berechtigungssystem entweder öffentlich oder nur für einen ausgewählten Kreis zugänglich sind. Damit ergibt sich auch die Möglichkeit, große Nutzerzahlen von mehreren tausend Mitglieder zu orchestrieren. Um weitere Personen in den Server einzuladen, können Links generiert werden, die einen schnellen Beitritt ermöglichen.

Die Nutzung der App ist grundsätzlich kostenlos. Doch finanziert sich kein Unternehmen lediglich von Luft und Liebe. Investoren haben kürzlich 100 Millionen Dollar in Discord investiert, berichtete "The Verge". Zusätzlich bietet Discord um 9,99 Euro pro Monat oder 99,90 Euro pro Jahr ein sogenanntes "Nitro-Abo" an. Dabei erhält jeder Nutzer die Möglichkeit, größere Dateien hochzuladen und personalisierte Emojis zu kaufen. Im Jahr 2018 versuchte Discord über Nitro auch in den Spielevertrieb einzusteigen. Dafür veröffentlichte man einen eigenen Store, der jedoch nur ein Jahr alt wurde.

Großer Anstieg bei Jugendlichen

Auch österreichische Jugendliche entdecken die App für sich. Laut einer Studie von "Saferinternet.at" gelang es der App im vergangenen Jahr, ihre Nutzung bei Jugendlichen in Österreich zu verdoppeln. So rangiert Discord mit 33 Prozent auf dem achten Platz, im Vorjahr erreichte die Plattform lediglich 16 Prozent. Mit dem momentanen Marktanteil fehlen lediglich drei Prozent auf den Tech-Riesen Facebook.

Aber auch in der Zeit des Homeschoolings findet Discord Verwendung. Die Wiener Wochenzeitung "Falter" berichtet, dass Hausaufgabenhilfen auf den Discord-Servern eingerichtet wurden. Auch im Wochenmagazin "Profil" berichtet ein Schülersprecher aus Zwettl, dass sich die Schüler hier organisieren. Dennoch bleiben Gamer das Fundament der Community.

Die Server von bekannten Spielen wie Fortnite, Animal Crossing und Among Us zählen die meisten Mitglieder. Aber auch die Unterhaltungskünstler auf Youtube, Twitch und anderen Plattformen haben Discord für sich entdeckt. Der erste Platz der größten Discord-Server geht an das von Epic Games entwickelte Spiel Fortnite, dicht gefolgt vom Server des bekannten Youtubers "MrBeast". Sein Discord-Server "MrBeast Gaming" zählte im Februar knapp über 700.000 Mitglieder.

Die Suche innerhalb der App bietet auch die Möglichkeit, einen passenden Server ohne Einladung zu finden.
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Discords Struktur führte auch in der jüngeren Vergangenheit dazu, dass sich rechtsextreme Gruppen auf der Plattform organisierten. So soll Martin Sellner, der österreichische Gründer der Identitären-Bewegung, als VIP-Mitglied auf einem einschlägigen Discord-Server aktiv gewesen sein, auf dem man sich zur Manipulation in Social-Media-Diskussionen verabredete. Aber auch in im Zuge der deutschen Bundestagswahl formierte sich dass Netzwerk "Reconquista Germanica" im Jahr 2017 über die Plattform.

Mittlerweile scheint es, dass Rechtsextreme Telegram als Kommunikationsmittel bevorzugen. Denn Server dieser Art wurden allesamt nach einer gewissen Zeit gebannt, sobald sie entlarvt wurden. Discord selbst veröffentlicht im Halbjahresrhythmus einen Transparenzbericht.

Hier finden sich Zahlen und Fakten, wie Discord gegen Verstöße vorgegangen ist. Zuletzt schlug der Server von "Wallstreetbets" Wellen, nachdem bekannt geworden war, dass sich die Wall-Street-Rebellen auch über Discord formieren. Zuerst entschied sich der Konzern, den Server zu schließen, um ihn kurz danach doch zu erlauben. Discord ging sogar so weit, sich zu einem Unterstützer von "Wallstreetbets" zu erklären.

Datenschutzproblem

Jedoch existiert ein fundamentales Problem bei Discord. Denn sobald ein Benutzer sich mit den AGB einverstanden erklärt, hat das zur Folge, dass die getätigten Chats direkt vom Unternehmen ausgelesen werden können, verwendet und weiterverkauft werden dürfen. Das wurde auch schon von Datenschützern kritisiert. So heißt es in den AGB:

"Durch das Hochladen, Verbreiten, Übertragen oder anderweitige Nutzung Ihrer Inhalte im Rahmen des Dienstes gewähren Sie uns eine unbefristete, nicht exklusive, übertragbare, gebührenfreie, unterlizenzierbare und weltweite Lizenz, Ihre Inhalte in Verbindung mit dem Betrieb und der Bereitstellung des Dienstes zu nutzen, zu hosten, zu reproduzieren, zu modifizieren, anzupassen, zu veröffentlichen, zu übersetzen, abgeleitete Werke zu erstellen, zu verteilen, auszuführen und zu präsentieren."

Angetreten, um der Gamer-Kultur eine zeitgemäße Kommunikationsstruktur zu bieten, gelingt es Discord von Jahr zu Jahr, seine Klientel zu vergrößern. Dass dabei auch die Datenschutzbedenken irgendwann in einem größeren Rahmen thematisiert werden, wäre wünschenswert. (fpz 23.2.2021)