Die Rapidler Mateo Barac und Richard Strebinger sind zwar nicht vom Leben, dafür aber von der Niederlage gezeichnet.

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Am Tag nach dem 2:4 in Salzburg war Zoran Barisic, Rapids Geschäftsführer Sport, immer noch leicht irritiert. "Das Beste an diesem Spiel war das Ergebnis", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Resultate im Fußball täuschen, Rapids Leistung im Cup beim 2:6 im Dezember des Vorjahres ist weitaus besser gewesen. "Wir konnten sie nicht aufhalten, sie haben uns nicht atmen lassen." Red Bull Salzburg hat sich in der Liga traditionell abgesetzt, der Vorsprung nach 18 Runden beträgt schon wieder sechs Punkte. Okay, nach dem Grunddurchgang werden die Zähler halbiert, was aber relativ wurscht ist. Barisic: "Die Schere wird und wird nicht kleiner. Ich habe nie vom Meistertitel gesprochen, ich verweigere ja nicht die Realität."

Andere Kraft

Der Zweite Rapid muss sich also weiter am LASK, an Sturm Graz oder am WAC orientieren, das ist kompliziert genug. Nach dem 0:2 in der Europa League gegen Villarreal schien Salzburg angeschlagen zu sein. Aber der Schein wurde auch geschaffen, um zu trügen. Barisic: "Ich hätte mir von uns mehr Mut, eine andere Energie, eine andere Kraft erwartet." Rapid hätte am Sonntag wachsen müssen, ist aber nahezu minütlich geschrumpft. Keiner erreichte sein Limit, Tormann Richard Strebinger ausgenommen.

Alle relevanten Statistiken sahen Salzburg deutlich vorne, Ballbesitz (58 Prozent), Zweikampfquote (51,9 Prozent), Passgenauigkeit (74,4 zu 65,4 Prozent). "Will man gegen Salzburg bestehen, ist das viel zu wenig", sagt Barisic. Man könne sich bei solchen Ausgangslagen durchaus am Tabellenletzten Altach orientieren. Die Vorarlberger schafften in der Vorwoche trotz Unterzahl ein 0:0 gegen Rapid, sie hatten mit zehn Mann und zehn Maus verteidigt. "Was wir für Altach sind, ist Salzburg für uns. Es bedarf einer Extraleistung. Altach hat sie geliefert, wir sind daran gescheitert."

Der Meister zelebrierte phasenweise Hallenfußball. Mergim Berisha bereitet alle vier Treffer vor, Patson Daka erzielte drei davon. Rapid netzte erst in der Nachspielzeit. "Es war ein dominanter Abend von uns, ein extrem wichtiger Moment für uns in dieser Saison. Wir haben diese gute Reaktion gebraucht", sagte Trainer Jesse Marsch. Am Donnerstag steigt das Rückspiele in Villarreal, Salzburg braucht ein 3:1. Marsch: "Wir benötigen einen echten Kraftakt."

Kleine Rätsel

Rapid-Trainer Didi Kühbauer hat den vermutlich letzten Beleg dafür erhalten, "dass wir die Stärke Salzburgs akzeptieren müssen". Wobei Kühbauer zumindest kleine Rätsel aufgibt. Weshalb der hochbegabte Yusuf Demir nur wenige Einsatzzeiten bekommt, bleibt ein Hütteldorfer Internum. Der 17-Jährige ist eine Aktie, angeblich wird er schon bei europäischen Topklubs gehandelt. Kickt er kaum, sinken Nachfrage und Marktwert. Gegen Salzburg wurde er erst in der 69. Minute eingewechselt, Demir hatte durchaus passable Szenen in der lahmen Offensive, war ein Lichtlein im überdimensionalen Schatten.

Die Pandemie, sagt Barisic, mache Salzburgs Überlegenheit noch deutlicher. "Sie hatten ja immer schon mehr Möglichkeiten." Die dreimonatigen Dopingsperren von Sekou Koita und Mohamed Camera spielten zumindest national kaum eine Rolle. "Sie können sie ersetzen, der Kader ist riesig."

Konferenz

Am Dienstag steigt die Klubkonferenz der Liga. Es ist fix davon auszugehen, dass die Lizenzkriterien wie schon in der Vorsaison nicht gelten. Corona lässt keine Strenge zu. Barisic arbeitet in der Unsicherheit, eine Planbarkeit ist unmöglich. Das gilt für alle Vereine, Salzburg eventuell ausgeschlossen. "Es ist schwierig, schwierig, schwierig. Man weiß nicht, wann und ob sich die Wirtschaft erholt."

Viele Verträge laufen aus (Ljubicic, Barac, Knasmüllner etc.), die Gespräche liegen auf dünnem Eis. Am Samstag empfängt Rapid SV Ried. Die Innviertler werden sich vermutlich wie Altach verhalten, versuchen, mutig zu sein. Der 50-jährige Barisic sagt: "Wir müssen lernen und besser werden." (Christian Hackl, 22.2.2021)