Ein Blick nach Israel kann dieser Tage traurig stimmen. In dem Mittelmeeranrainerstaat sind Theater und Konzerthäuser geöffnet, in Schwimmbädern darf man schwimmen, in Fitnessstudios trainieren – mit Corona-Impfnachweis. 80 Prozent der über 30-Jährigen sind gegen den Erreger bereits grundimmunisiert. Auch in anderen Ländern der nördlichen Hemisphäre, in Großbritannien etwa oder Serbien, schreitet die Vakzineverteilung rasch voran.

Und in Österreich? Hier kämpft sich die Impfoffensive wacker durch die Altersgruppe 75 plus. Da nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung, sei es durch Impfung oder Infektion, Immunkräfte gegen Corona aufweist, beobachten Expertinnen und Experten die Infektionszahlen und Inzidenzen mit besonders großer Nervosität. Ein starker Fallanstieg und infolgedessen ein vierter Lockdown sind keineswegs ausgeschlossen.

Es wäre dies die Fortsetzung einer gesellschaftlichen Teilagonie, die vor allem dem akuten Impfstoffmangel geschuldet ist. Dieser herrscht in der gesamten EU, der es trotz Reichtums und guter Absichten zu internationaler Zusammenarbeit nicht gelungen ist, so früh wie möglich für genug Vakzine zu sorgen.

Das mag auch an Pech gelegen haben, doch nun prolongiert es die Katastrophenverwaltung durch die europäische wie nationale Politik. Sollten sich die Vakzinelieferungen jetzt nicht wirklich zeitnah beschleunigen, wie vielfach angekündigt, entwickelt sich das zu einer schweren politischen Hypothek. (Irene Brickner, 22.2.2021)