Im vergangenen Juli hat beim Bau des internationalen Kernfusionsreaktors Iter eine entscheidende Etappe begonnen.

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Brüssel – Die EU-Staaten haben die weitere Finanzierung des internationalen Kernfusionsreaktors Iter vereinbart. Wie der EU-Rat am Montag mitteilte, sollen für das Forschungsprojekt in der Zeit von 2021 bis 2027 rund 5,6 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Das umstrittene Projekt wurde 2006 ins Leben gerufen. Der International Thermonuclear Experimental Reactor (Iter) soll in großem Maßstab zeigen, wie aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie erzeugt werden kann.

Um eine Kernfusion herbeizuführen, ist zunächst ein erheblicher Energieaufwand nötig. Die Kernfusion könnte ihren Unterstützern zufolge auf lange Sicht eine Alternative zur Verbrennung fossiler Brennstoffe und der umstrittenen Kernspaltung werden. An dem Projekt sind 35 Länder beteiligt: neben sämtlichen EU-Mitgliedstaaten auch Großbritannien, die Schweiz, Russland, China, Indien, Japan, Südkorea und die USA.

Montagebeginn im vergangenen Juli

Im Juli vergangenen Jahres war im südfranzösischen Saint-Paul-lès-Durance mit der Montage begonnen worden. Der gewaltige Tokamak-Versuchsreaktor wird so hoch wie ein vierstöckiges Gebäude und mehrere hundert Tonnen wiegen. Die Montage wird voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen sein.

Herzstück des Fusionsreaktors ist eine ringförmige Vakuum-Röhre. Um das Feuer der Kernfusion zu zünden, muss der Brennstoff – ein extrem dünnes Plasma aus den Wasserstoffsorten Deuterium und Tritium – in Magnetfeldern eingeschlossen und auf Temperaturen von rund 100 Millionen Grad erhitzt werden. Deuterium kann aus Meerwasser gewonnen werden, Tritium durch die Bestrahlung von Lithium-Gas.

Betrieb ab 2025

Frühestens Ende 2025 könnte Iter den Betrieb aufnehmen und bis 2035 seine volle Leistung erreichen. Sollten die Ergebnisse mit dem Forschungsprojekt zufriedenstellend sein, könnte ein Fusionsreaktor nach seinem Vorbild frühestens 2060 ans Netz gehen.

Doch das Projekt ist umstritten: Umweltschützer kritisieren die hohen Kosten und halten die Technik für keine Alternative zu fossilen Brennstoffen. Das Vorhaben hinkt zudem bereits fünf Jahre hinter dem Zeitplan her, die ursprünglichen Kosten haben sich inzwischen auf fast 20 Milliarden Euro verdreifacht. (APA, red, 22.2.2021)