Jetzt braucht es keine Häme, sondern ausschließlich den Willen, etwas Neues zu schaffen, sagt der ehemalige HGM-Direktor Manfried Rauchensteiner im Gastkommentar.

Das Heeresgeschichtliche Museum hat Reformbedarf, ergab ein jüngst veröffentlichter Bericht einer Evaluierungskommission.
Foto: Andy Urban

Mag sein, dass es erfreulich ist, wenn über ein Museum berichtet, ja gestritten wird, dessen Bekanntheit nicht immer gegeben war. Doch so wie Für und Wider jüngst aufeinanderprallen, bekommt die Debatte lediglich einen gewissen Unterhaltungswert, ohne auch nur im Mindesten zur Versachlichung beizutragen (siehe "Geistiger Musikantenstadel" und "Braune Eier im Heeresgeschichtlichen Museum"). Noch viel weniger weiterführend ist es, wenn frühere Direktoren angepatzt werden, wie Johann Christoph Allmayer-Beck, dessen Bedeutung als Wissenschafter, Museumsgestalter und Mensch wegen seiner Offizierslaufbahn in der deutschen Wehrmacht in Zweifel gezogen wird.

Saubere Lösung

Auslösend für die gegenwärtige Debatte waren ein Bericht des Rechnungshofs und Kritik an der Darstellung der Zeit von 1918 bis 1945. Auch da wurde kräftig übers Ziel geschossen. Richtig ist, dass der Bericht der sogenannten Muchitsch-Kommission auf viele Schwachstellen des Museums hinweist und dazu gedacht war, Wege aufzuzeigen, wie sich der gegenwärtige unbefriedigende Zustand ändern ließe. Die Quintessenz des Berichts zielt darauf ab, eine komplette Neuaufstellung zu empfehlen, also von der nach Perioden gegliederten Aufstellung zu einer thematischen Aufstellung zu wechseln. Das wäre sicherlich ein Weg, würde eine zumindest zweijährige Schließung und einiges Geld erfordern, doch es wäre eine saubere Lösung, die viele Möglichkeiten eröffnen könnte.

Dazu braucht es aber weder die gewisse Häme und unsinniges Wortgeklingel noch Hinweise auf frühere Direktoren und Vergleiche mit Museen wie dem Imperial War Museum in London, das in seinem letzten Stock ein Holocaust Museum birgt, noch sonstige Vergleiche. Es braucht dazu ausschließlich den Willen, etwas Neues zu schaffen und damit einem einzigartigen Gedächtnisort seinen Fortbestand zu sichern. (Manfried Rauchensteiner, 23.2.2021)