Mario Lindner kehrt nach einer Pause in den Nationalrat zurück.

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Mario Lindners Karriere war schon vor seiner Geburt, man verzeihe das Wortspiel, auf Schiene. Sowohl Vater als auch Großvater waren Sozialdemokraten und Eisenbahner. Da war es nur logisch, dass Lindner nach der Hauptschule bei der ÖBB Elektroinstallateur lernte. So kam er auch mit der SPÖ in Berührung, für die er Ende März nach eineinhalbjähriger Auszeit wieder in den Nationalrat einzieht. Der 38-Jährige folgt auf Thomas Drozda nach dessen Rücktritt.

Aufgewachsen ist Lindner im steirischen Landl, im Dreiländereck mit Ober- und Niederösterreich. Über die Bundesbahnen ist er zur Gewerkschaft gekommen, über die dortige sozialdemokratische Fraktion zur Partei. Bis heute ist Lindner im Hauptberuf Referent beim Gewerkschaftsbund.

Talent fürs Vermarkten

Auch Gemeinderat in seiner steirischen Heimat ist Lindner seit 2005 durchgehend. Über den Umweg einer Landtagskandidatur landete der Steirer 2015 im Bundesrat, wenig später wurde er dort Präsident. 2017 erfolgte auf Wunsch des damaligen Parteichefs Christian Kern der Wechsel in den Nationalrat. Bei der Neuwahl im Jahr 2019 reichten die Stimmen aber nicht mehr für ein Mandat.

Das Vermarkten liegt Lindner, wie ein politischer Wegbegleiter aus einer anderen Partei erzählt: Der Bundesrat etwa habe durch Lindners Engagement als Präsident in der öffentlichen Wahrnehmung gewonnen – es hat wohl auch geholfen, dass er der jüngste und erste bekennende homosexuelle Präsident der Kammer war. Auch SoHo, die queere Organisation der Sozialdemokraten, habe innerparteilich an Stellenwert gewonnen, seit er den Vorsitz übernommen hat.

Freiwillig beim schwarzen Roten Kreuz

Mit seiner Meinung hält Lindner nicht hinter dem Berg. Auch wenn er sich bemühe, Interna zuerst intern zu besprechen, wie er sagt. Als der Parteigeschäftsführer Christian Deutsch und der steirische Abgeordnete Max Lercher im Clinch lagen, setzte sich Mario Lindner öffentlich für den Rebellen Lercher ein. Heute beschreibt er das Verhältnis zur Parteispitze als gut.

Seine politischen Schwerpunkte hat Lindner auf LGBTQ-Rechte und das Ehrenamt gelegt. In letzterem Bereich sticht auch die einzige Ausnahme zur roten Bilderbuchparteikarriere heraus: In seiner Freizeit macht der Sanitäter Schichtdienste im Rettungsauto – nicht beim SPÖ-affinen Samariterbund, sondern beim Roten Kreuz. Erklärt ist das aber einfach: In Lindners abgelegener Heimat gibt es nur die ÖVP-nahe Rettungsorganisation. (Sebastian Fellner, 23.2.2021)