So soll die neue Möglichkeit, die Donau in Linz zu überqueren, künftig aussehen.

APA/MARC MIMRAM ARCHITECTE

Linz – Für nicht wenige Linzer hat die Stadtpolitik in den letzten Jahren in Sachen Verkehrsplanung den Bogen eindeutig überspannt. Doch künftig sollen Bögen Entspannung bringen. Am Dienstag ging der Bau der neuen Donaubrücke nämlich in die entscheidende Phase. In einem logistischen Großaufwand werden zwei Tage lang, wie auch am 3. und 4. März, die rund 2.800 Tonnen schweren Brückenbögen per Schiff in ihre künftige Endlage gebracht.

Planungsfehler

Das sichtbare Zeichen der neuen Donauüberquerung lässt viele Autofahrer hörbar aufatmen. Denn angesichts der verschärften Staulage und der schier endlos dauernden Diskussionen etwa über den nun doch in Bau befindlichen Westring und den Öffi-Ausbau war die Geduld im Stadtverkehr längst am Ende. Wohl auch, weil man bei der Entstehungsgeschichte der neuen Brücke auf Planerseite lange auf dem Pannenstreifen unterwegs war.

Nach jahrelangen Diskussionen und einer Volksabstimmung 2015 wurde zunächst die marode Eisenbahnbrücke abgerissen. Bei der neuen Brücke kam es dann aber immer wieder zu Verzögerungen und Kostensteigerungen aufgrund von Planungsfehlern.

Ordentlich Schub

Die beiden je 900 PS starken Schubschiffe Geertruida van der Wees und Nicolaas van der Wees, die von Rotterdam über den Rhein-Main-Donau-Kanal nach Linz gekommen sind, haben zwei riesige Pontons mitgebracht. Spezialfahrzeuge, die wegen ihrer je 30 einzeln angesteuerten Achsen "Tausendfüßler" genannt werden, sollen die Tragwerke mit hydraulischen Pressen aufbocken und auf die Pontonschiffe laden. Nach dem Einschwimmen und der Platzierung der Brückentragwerke müssen die Teile noch verschweißt und der Korrosionsschutz ergänzt werden. Dann wird die Fahrbahn betoniert, Beleuchtung und Geländer werden montiert sowie die Straßenanschlüsse an die Linke Brückenstraße und an die Hafenstraße hergestellt.

Stahlriese

400 Meter lang, bis zu 33,7 Meter breit, 13.000 Kubikmeter Beton, 2.500 Tonnen Bewehrungsstahl, zwei Fahrspuren für den Individualverkehr, eine Busspur, die dereinst einer Stadtbahn weichen soll, Geh- und Radwege auf jeder Seite – so weit die technischen Daten der Brücke. Entwurf und Ausschreibungsplanung stammen vom Pariser Architekturbüro Marc Mimram, den Bau erledigt eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen MCE, Porr und Strabag. Für die von der MCE gefertigten Brückenbögen – je 120 Meter lang, bis zu 34 Meter breit und am Bogenscheitel 17 Meter hoch – lieferte die Voestalpine etwa 8.400 Tonnen Stahlblech. Die Kosten der Brücke – 90,2 Millionen Euro – tragen die Stadt Linz und das Land Oberösterreich.

Die Verkehrsfreigabe soll übrigens im Spätherbst erfolgen. Einen Blick auf die neue Brücke kann man aber jetzt schon werfen: Schaulustige können das Einschwimmen via Livestream mitverfolgen. (Markus Rohrhofer, 23.2.2021)