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Ein thailändischer Künstler erweiterte den "Solidari-tea" mit einer Tasse, die auch die Flagge Myanmars zeigt. Seit Monaten vernetzen sich junge Aktivisten aus Hongkong, Thailand und Taiwan als Milchtee-Allianz – über Social Media.

Foto: Sina Wittayawiroj via REUTERS

Bots, die mit automatisierter Aggression jeglichen Diskurs zerstören. Filterblasen, in denen sich der Onkel auf Facebook selbst radikalisiert. Und die Debattenkultur, die langsam in einer Flut wütender Emojis untergeht. Die giftigen Seiten der sozialen Medien stehen derzeit im Fokus – umso mehr, da sich dahingetippte Tweets nicht folgenlos in Luft auflösen, sondern mitunter dazu führen, dass ein wütender Mob das Machtzentrum der USA überrennt.

Doch in der Aufregung um die "asozialen Medien" gerät eines außer Blick: deren revolutionäres Potenzial. Ohne Social Media wären viele kreative, solidarische Protestbewegungen der letzten Jahre nicht möglich gewesen. Ein Beispiel dafür ist Hongkong. Was man für einen Protest in seinen Rucksack packt, wie man sich Reizstoffe aus den Augen spült, wie man mit Regenschirmen gegen Pfefferspray und mit Verkehrshütchen gegen Tränengas vorgeht – all das wurde im Netz geteilt.

Dieses Wissen strahlte von Hongkong über Social Media nach Südostasien aus. Nach Thailand, wo junge Leute die Unantastbarkeit der Monarchie infrage stellen. Und nach Myanmar, wo sich das Militär an die Macht putschte. Die Protestierenden nutzen dieselben Methoden – und solidarisieren sich untereinander. Ihr in den sozialen Medien geschmiedetes Bündnis nennen sie die Milchtee-Allianz, weil dieses Getränk all ihren Ländern gemeinsam ist. Das Verbindende vor das Trennende stellen und die Demokratie stärken statt zu schädigen – auch das kann Social Media. (Ricarda Opis, 24.2.2021)