Am Sonntag wurde mit dem Equal Pay Day wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Frauen weniger Einkommen haben als Männer. Die Lohnkluft entsteht bei Frauen vor allem dann, wenn sie Kinder bekommen. Ab dem Zeitpunkt, wenn die Erwerbsarbeit zunehmend der unbezahlten Arbeit weicht, wächst die Abhängigkeit – Abhängigkeit vom Partner und von staatlicher Unterstützung. Das ist keine Neuigkeit.

Finanzielle Unabhängigkeit ist für Frauen wichtig, um gewaltbereite Partner verlassen zu können.
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Am Dienstag wurde eine Frau ermordet, unter Verdacht steht ihr wegen mehrerer Gewaltdelikte vorbestrafter Partner, der sie erst körperlich attackiert hat und dann geflüchtet ist. Es wurde nach ihm gefahndet, gefunden wurde er neben der Leiche der 28-Jährigen, nachdem er später zurückgekehrt war. Frauenmorde passieren ständig, allein in diesem Jahr das vierte Mal. Auch das ist nichts Neues. Doch was haben Einkommenskluft und Femizide gemeinsam haben? Sehr viel.

Beides zeigt, dass frauenspezifische Probleme nicht ernst genommen und Zusammenhänge ausgeblendet werden: Finanzielle Unabhängigkeit ist für Frauen wichtig, um gewaltbereite Partner verlassen zu können. Auch das ist keine Neuigkeit. Wenn Frauenministerin Susanne Raab sagt, ihr Fokus ist der Gewaltschutz, bedenkt sie nicht, dass umfassender Gewaltschutz bedeutet, das gesamte Machtgefälle entlang der Geschlechtergrenzen anzugehen. Und dieses Gefälle fängt schon beim geringeren Wert der Arbeit von Frauen an. (Beate Hausbichler, 24.2.2021)