Die Behauptung, dass "GTA" gewaltsame Autodiebstähle fördert, ist gemäß aktuellem Forschungsstand nicht haltbar.

Foto: Rockstar Games

In der US-Metropole Chicago kämpft man derzeit mit einem Verbrechensanstieg. Insbesondere gewaltsame Autodiebstähle, sogenanntes "Carjacking", sind deutlich auf dem Vormarsch. Die Stadt will dagegen verschiedene Maßnahmen setzen.

Einen Vorschlag zur Eindämmung des Phänomens hat auch der demokratische Abgeordnete zum Kongress von Illinois, Marcus Evans jr., in Form eines Gesetzesentwurfs unterbreitet. Er betrifft Videospiele, schreibt "Gamesindustry".

"GTA" soll schuld an Carjacking sein

Evans will die Regeln für den Verkauf von Videospielen in Chicago verschärfen. Konkret heißt es im Entwurf zur House Bill HB3531, dass gewalthaltige Spiele künftig gar nicht mehr gehandelt werden dürfen sollen.

Dies wäre eine Verschärfung einer 2012 beschlossenen Regelung, die die Veräußerung von Spielen mit erhöhten Gewaltinhalten an Personen unter 18 Jahren untersagt. Händler, die sich nicht daran halten, müssen für Verstöße 1.000 Dollar Strafe zahlen.

Evans zielt mit seinem Gesetz unter anderem auf die Grand Theft Auto-Reihe ab, die ebenfalls von dem Gesetz betroffen wäre. Spiele wie GTA würden "in die Köpfe unserer jungen Menschen" eindringen und Carjacking normalisieren. "Carjacking ist aber nicht normal. Carjacking muss aufhören."

Die Argumentation ist allerdings nicht besonders stringent, zumal der Anstieg der Autodiebstähle ein neueres Phänomen ist. GTA 5, als jüngster Teil der Serie, ist schon seit 2013 auf dem Markt, der erste Teil der Reihe datiert sogar bis 1997 zurück.

Nachweis fehlt

Die Diskussion über mögliche Zusammenhänge zwischen Gewalt in Videospielen und in der Realität ist nicht neu. In Deutschland und Österreich erreichte sie ihren Höhepunkt im vergangenen Jahrzehnt, als nach Schulamokläufen verschiedene Politiker und Medien sich auf sogenannte "Killerspiele" einschossen.

Die Gamesindustrie reagiert wenig erfreut auf Evans' Vorstoß. Man teile zwar die Besorgnis ob der Entwicklung in Chicago, jedoch gebe es wissenschaftlich keinen erwiesenen Zusammenhang zwischen Gewalt in Games und in der Realität. Statt Videospielen einfach die Schuld zuzuschieben, wäre es angebracht, die "eigentlichen Faktoren" zu untersuchen, um eine Lösung für das "komplexe Problem" zu finden. Das Statement entspricht auch in etwa dem bisherigen Forschungsstand, der der die Hypothese "Gewalthaltige Videospiele fördern reale Gewalt" nicht untermauert. (gpi, 24.2.2021)