Brasilien hat dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer am Dienstag als erstem Vakzin gegen Covid-19 die vollständige Zulassung erteilt, erklärte die zuständige brasilianische Gesundheitsbehörde Agência Nacional de Vigilância Sanitária (Anvisa). Zuvor hatten bereits die Impfstoffe der chinesischen Firma Sinovac und des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astra Zeneca eine Notfallzulassung erhalten.

Die Zulassung von Biontech/Pfizer könnte nun helfen, die Impfkampagne des südamerikanischen Riesenstaates mit rund 210 Millionen Einwohnern zum Laufen zu bringen. Diese krankt so wie auch in vielen anderen Staaten an Lieferschwierigkeiten, internen Streitereien und einem mangelnden Konzept. Doch Brasília hat noch keinen Liefervertrag mit Pfizer abgeschlossen. Das Unternehmen habe ein Abkommen vorgeschlagen, in dem es bei eventuellen Klagen von der Haftung befreit wird, kritisiert Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro. Pfizer hingegen hat eigenen Angaben zufolge schon mit anderen lateinamerikanischen Staaten entsprechende Verträge abgeschlossen.

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Brasilien ist nicht das einzige Land, das Pfizers Verhandlungslinie kritisiert. Auch Argentinien hat bisher keinen Vertrag abgeschlossen.

"Lösegeld"

Recherchen der britischen Plattform "Bureau of Investigative Journalism" zufolge soll Pfizer in Lateinamerika zahlreiche Regierungen unter Druck setzen. Der Pharmakonzern verlange staatliche Garantien gegen mögliche Klagsfälle, berichten mit den Verhandlungen vertraute Vertreter der Staaten. Ein Verhandler eines nicht benannten lateinamerikanischen Staates beschrieb die Gespräche mit Pfizer als "hochgradiges Drangsalieren" und sogar als "Lösegeldforderung" für die dringend benötigten Impfstoffe. Um welches Land es sich handelt, wird in dem Bericht nicht ausgeführt, da von der Regierung und Pfizer eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet wurde. Im Falle Argentiniens und Brasiliens sollten als Absicherung für eventuelle anfallende Klagskosten Vermögenswerte wie Botschaften oder militärische Einrichtungen dienen. In einem Fall sollen Streitigkeiten über den Vertrag zu einer dreimonatigen Verzögerung geführt haben.

Schon diverse Verträge abgeschlossen

Pfizer hat in Lateinamerika bereits mit Chile, Peru, Kolumbien, Ecuador, Uruguay, Mexiko, Costa Rica, Panama und der Dominikanischen Republik Verträge abgeschlossen, deren Inhalte jedoch nicht transparent sind. Das Unternehmen teilte mit, dass die Organisation Covax, die die Versorgung von finanzschwachen Staaten mit Impfstoffen sicherstellen soll, im Jahr 2021 40 Millionen Dosen Impfstoff erhalten werde. Man unterstütze die Bemühungen, dass Entwicklungsländer denselben Zugang zu Impfstoffen erhalten sollen wie der Rest der Welt. (Michael Vosatka, 24.2.2021)