Der neue Leiter der neuen Klinik für Traumatologie und Orthopädie, Rohit Arora, bei der Arbeit.

Foto: MedUni IBK/Florian Lechner

Innsbruck – Schon im Oktober 2020 wurde die neue Universitätsklinik für Traumatologie und Orthopädie in Innsbruck eröffnet. Doch wegen der angespannten Pandemiesituation wartete man mit der offiziellen Vorstellung der neuen Klinik und ihres Leiters, des auf Hand- und Ellbogenchirurgie spezialisierten Rohit Arora, bis Februar 2021 zu. Durch die Schaffung des neuen Sonderfachs "Orthopädie und Traumatologie" in der Ärzteausbildungsordnung im Jahr 2015 wurde die Zusammenlegung initiiert, die nun zur Schaffung der – gemessen an der Bettenzahl von rund 170 – größten Klinik am Standort Innsbruck führte.

Rohit Arora wurde 1975 in Neu-Delhi geboren. Mit acht Jahren kam er mit seiner Familie nach Innsbruck, wo er zur Schule ging und Medizin studierte. Nach seiner Promotion zum Doktor der Gesamten Heilkunde begann er 2002 seine Facharztausbildung an der damaligen Innsbrucker Uni-Klinik für Unfallchirurgie, die er 2008 abschloss. Der Facharzt für Orthopädie und Traumatologie sowie Unfallchirurgie habilitierte sich 2009. Auslandsaufenthalte führten Arora an Zentren in New York, Deutschland und Indien. Darüber hinaus ist er Mitglied nationaler und internationaler Gesellschaften für Unfallchirurgie.
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Die Klinikleitung verspricht sich von der Fusion positive Synergie-Effekte. "Unsere Patientinnen und Patienten profitieren von den verbesserten Strukturen und der interdisziplinären Zusammenarbeit, nicht nur innerhalb der Uni-Klinik, sondern auch in Kooperation mit den anderen Fachdisziplinen am Campus", sagt der neue Direktor Arora. Auch in Forschung und Lehre will der 1975 in Neu-Delhi geborene Mediziner, der in Innsbruck studiert hat, neue Akzente setzen. Teamwork und die Förderung der Interdisziplinarität gehören zu seinen Leitmotiven, betonte er bei der Vorstellung.

Größte Klinik am Standort Innsbruck

Pro Jahr werden an der fusionierten Klinik rund 120.000 Patientinnen und Patienten behandelt. Arora und seinem Direktorstellvertreter, dem renommierten Orthopäden Martin Thaler, steht dazu ein Team aus insgesamt 460 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung. Angesichts dieser Zahlen verdeutliche sich die Schwierigkeit dieser Zusammenlegung, erklärte Arora: "Es ist ein bisschen wie wenn zwei Haushalte zusammenziehen. Plötzlich hat man vier statt bisher zwei Töpfen, und jeder will seine beiden behalten." Derlei Konflikte zu lösen gehöre derzeit mit zu seinen Hauptaufgaben.

Für den Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, ist Arora genau der richtige Arzt für diese Position, wie er sagt: "Wir haben in dieser Fachrichtung auch international einen ausgezeichneten Namen. Operationstechniken aus Innsbruck haben in zahlreichen Kliniken weltweit Einzug gehalten. Dementsprechend wichtig war es, dass wir die Professur in erfahrene Hände legen. Rohit Arora hat nicht nur als Arzt, sondern auch als engagierter Lehrer und ausgezeichneter Forscher unser Vertrauen."

Pandemie und Fusion als Herausforderung

Die ärztliche Direktorin der Klinik Innsbruck, Alexandra Kofler, pflichtet dem bei: "Zwei Kliniken zu einer neuen zusammenzulegen, während die normale Patientenversorgung weiterlaufen muss – und das während einer weltweiten Pandemie –, das verlangt einer Führungskraft wirklich alles ab. Aber Professor Arora steuert diese neue große Klinik mit ausgesprochener Ruhe, Wertschätzung und beeindruckender Kompetenz durch diese herausfordernde Zeit."

Pro Jahr werden an der neuen Klinik rund 7.000 Operationen durchgeführt. Im Vorjahr stellte die Corona-Pandemie dabei eine besondere Herausforderung dar. Doch anstatt eines Aufstauens verschobener Eingriffe hat man es in Innsbruck geschafft, die Zeit des zweiten Lockdowns und den damit verbundenen Rückgang an Sportverletzungen zu nutzen, um Operationen aufzuarbeiten, die im ersten Lockdown, als die Spitäler noch Kapazitäten freihalten mussten, verschoben werden mussten. "Wir haben bereits 600 Eingriffe aufgeholt und damit den gesamten Rückstau und sogar darüber hinaus abgearbeitet", so Arora.

Wartelisten aboperiert und Papers geschrieben

Gerade im Bereich der Prothesenoperationen seien Wartezeiten üblich, in Innsbruck wurden diese Eingriffe nun während des Lockdowns erledigt und somit Wartelisten abgearbeitet. Darüber hinaus habe man im ersten Lockdown in Homeoffice die Forschungstätigkeit intensiviert. "Wir haben in dieser Zeit deutlich mehr Papers veröffentlichen können", erklärt der neue Klinikdirektor.

Insgesamt habe die Corona-Pandemie in seinem Fachbereich aber auch für enorme Veränderungen gesorgt, erklärt Arora. So ging die Zahl der behandelten Skiverletzungen in diesem Winter um 48 Prozent zurück. Zugleich stiegen die Verletzten durch Rodelunfälle um 38 Prozent. Das bedeutet auch einen finanziellen Verlust für Spitäler, wie DER STANDARD berichtete. Allein in Innsbruck sanken die Einnahmen im Jänner 2021 verglichen zum Jänner 2020 um 600.000 Euro. (Steffen Arora, 24.2.2021)