In Österreich wurden erstmals seit einem Monat wieder mehr als 2.000 Neuinfektionen verzeichnet. Die Sieben-Tage-Indizenz kletterte auf knapp über 140.

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Ein Jahr Corona in Österreich in Zahlen und Grafiken.

Grafik: Der Standard

Es war ein besonders langes Jahr – und das nicht nur, weil 2020 ein Schaltjahr war. Am Donnerstag ist es genau ein Jahr her, dass die ersten beiden Coronavirus-Infektionen in Österreich bestätigt wurden. Es handelte sich am 25. Februar 2020 um zwei 24-jährige Italiener aus der Lombardei, die in Innsbruck lebten.

Ein Jahr später steckt das Land immer noch mitten in der Pandemie. Erstmals seit knapp fünf Wochen wurden von Dienstag auf Mittwoch laut Zahlen des Innenministeriums wieder knapp mehr als 2.000 Neuinfektionen in 24 Stunden gemeldet – mehr als ein Viertel davon allein in Wien. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die sich Anfang Februar der Marke von 100 annäherte, kletterte mittlerweile wieder auf über 140.

Trotz dieser steigenden Tendenz und der Verbreitung von Mutationen wird gleichzeitig über weitere Lockerungen debattiert. Die Gastronomie etwa tritt vehement für ein Öffnen der Lokale ab 15. März ein. Zur Sache, ein jüngst gestarteter Politik-Blog des ÖVP-Parlamentsklubs, verkündete am Mittwoch, dass "laut einem Regierungsinsider" die Gastro-Öffnung mit Test fix sei. Offen sei noch, wann. Die Hoteliers drängen per Petition auf eine rasche Öffnung.

Am kommenden Montag will die Bundesregierung jedenfalls über etwaige weitere Schritte beraten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) behält sich aber vor, dass es statt Öffnungsschritten in weiterer Folge auch wieder zu Verschärfungen kommen kann – nämlich dann, "wenn sich sehr starke unkontrollierte Zuwächse für die nächsten Wochen zeigen würden".

Datenlage derzeit unklar

Die Datenbasis, auf der die Entscheidungen fußen, ist freilich weiterhin unbefriedigend. So kritisiert der Mathematiker Erich Neuwirth im Gespräch mit dem STANDARD, dass unklar ist, welchen Anteil der zuletzt massive Anstieg der Antigenschnelltests für die ansteigenden Neuinfektionszahlen hat. Bei den positiven PCR-Tests müsste aufgeschlüsselt werden, wie viele die Folge eines positiven Schnelltests sind – und wie viele auf einen Anruf bei 1450 (wegen Symptomen) zurückzuführen sind. Eine Prognose bis Ostern zu erstellen, sei aktuell nicht möglich, so Neuwirth. "Das wäre reine Spekulation. Die Daten sind derzeit zu wacklig." Neuwirth geht aber davon aus, dass nur ein Teil des Anstiegs quasi ein "echter" Anstieg sei. Zudem müsse man noch ein paar Tage abwarten, um die Folgen der Schulöffnung abschätzen zu können.

Bei der Intensivbettenbelegung war nach einigen Tagen eines leichten Anstiegs wieder eine Entspannung festzustellen. Im Vergleich zur Vorwoche benötigten acht Personen weniger eine intensivmedizinische Betreuung. Die Zahl von 256 belegten Intensivbetten ist aber immer noch so hoch wie zum Höhepunkt der ersten Welle im April 2020.

Mutationscluster im Zillertal

Indes verbreitet sich die südafrikanische Mutation weiter: Wegen eines Clusters im Tiroler Zillertal wird der Hauptort Mayrhofen für mindestens eine Woche abgeriegelt. Aktuell sind in der knapp 4.000 Einwohner zählenden Gemeinde bereits 42 aktiv positive Fälle zu verzeichnen. Bei mindestens 29 davon konnte die südafrikanische Virusmutation nachgewiesen werden. Die Behörden rechnen damit, dass diese Zahl noch deutlich ansteigen wird. Um eine weitere lokale Ausbreitung zu verhindern, wurde in einer Sitzung des Tiroler Einsatzstabs die Abschottung der Ortschaft ab Samstag beschlossen.

Bis dahin soll die entsprechende Verordnung ausgearbeitet werden: Das Verlassen Mayrhofens wird dann nur mehr mit negativem PCR-Test erlaubt sein, der nicht älter als 72 Stunden ist. Zudem gelte es, Testmöglichkeiten im Ort aufzubauen, wie der zuständige Bezirkshauptmann von Schwaz, Michael Brandl, erklärte. Eine "Testpflicht" werde es mangels juristischer Grundlage nicht geben, aber man appelliere an die Bevölkerung, sich bis Mittwoch mindestens zweimal testen zu lassen. Die Bergbahnen Mayrhofen stellen vorerst bis 3. März ihren Skibetrieb ein.

Südafrika-Mutante erstmals in Niederösterreich festgestellt

In Niederösterreich wurden am Mittwoch die ersten Fälle mit der ansteckenden Südafrika-Mutante nachgewiesen. Konkret handelt es sich um sieben Betroffene aus Wiener Neudorf. Sie sind bereits genesen, werden aber weiter abgesondert und müssen sich vor Aufhebung der Quarantäne einem weiteren PCR-Test unterziehen. Als Quelle gilt nach Angaben des Landes ein Reiserückkehrer aus Südafrika, der mit einem negativen Antigentest nach Österreich zurückgekommen ist. Nach Angaben der Landesamtsdirektion wurden die Personen bereits "Ende Jänner, Anfang Februar" positiv getestet, wie es auf Anfrage des STANDARD hieß. Erst mit einiger Verspätung sind die Proben dann sequenziert worden.

In Wien ist in einer Volksschule in Hietzing ein Cluster mit der britischen Mutation aufgetaucht: Bisher wurde die Mutante bei zwölf Schülern nachgewiesen, dazu kommen bislang vier Fälle beim Lehrpersonal.

Die Schweiz setzte zusätzlich zu Salzburg auch Kärnten, Niederösterreich und die Steiermark auf ihre Liste der Risikoländer und -gebiete. Bei Einreise ist von Personen aus diesen Bundesländern ab 8. März eine Quarantäne von einer Woche einzuhalten. (David Krutzler, Steffen Arora, 24.2.2021)