Frauenquoten sind eine politische Maßnahme für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen, schreiben die Wissenschafterinnen.

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Wien/Salzburg/Innsbruck – Forscherinnen der Universitäten Salzburg und Innsbruck haben untersucht, wie Unternehmen auf den gesellschaftlichen und politischen Druck reagieren, Vorstandspositionen mit Frauen zu besetzen. Außerdem sahen sie sich an, mit welchen Funktionen "Quotenfrauen" in Chefetagen betraut werden. Ihre Vergleichsstudie mit 172 börsennotierten Firmen aus fünf europäischen Ländern zeigt, dass Frauen in Vorständen überdurchschnittlich oft das als weiblich konnotierte Personalwesen übertragen wird.

In Österreich ist dieser Aspekt allerdings nicht ausgeprägt, teilte die Paris-Lodron-Universität Salzburg (Plus) am Donnerstag mit. Überall aber sind Frauen im Vorstand immer noch eine Seltenheit. In den 172 Vorständen börsennotierter Unternehmen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien und Schweden befanden sich unter den 1.543 Vorstandsmitgliedern 240 Frauen. In Österreich beträgt der Frauenanteil an der Spitze von börsennotierten Unternehmen 7,3 Prozent.

Weibliche Personalvorstände überrepräsentiert

Die Forscherinnen haben in ihrer Vergleichsstudie festgestellt, "dass Organisationen bei sozialem und rechtlichem Druck hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit damit reagieren, dass sie Frauen mit Funktionen im Vorstand betrauen, die weiblich konnotiert und stereotypisiert sind". Entsprechend zeige sich eine systematische Überrepräsentation von Frauen als Personalvorstand, so Reichel.

Der beobachtete Effekt sei nicht auf ein erhöhtes weibliches Arbeitsangebot im Bereich des Personalmanagements zurückzuführen. Reichel: "Der Effekt, dass Frauen als Personalchefs überrepräsentiert sind, zeigt sich nur in Ländern mit hohem institutionellem Druck, Vorstandspositionen mit Frauen zu besetzen. Wo kaum Druck vorhanden ist – wie in Österreich – sind die wenigen Frauen auf der Vorstandsebene nicht systematisch häufiger für das Personalwesen zuständig als für andere Funktionen."

Druck bringt Frauen in Vorstand und reproduziert Stereotype

Die Ergebnisse, die vor kurzem im "Human Resource Management Journal" veröffentlicht wurden, lassen sich folgendermaßen skizzieren: Institutioneller Druck bringt Frauen in den Vorstand, und Organisationen reagieren darauf auf eine Weise, die den Geschlechterstereotypen folgt. Somit komme es auch in Vorständen zu einer horizontalen Segregation entlang der Funktionen. Für die betroffenen Funktionen, allen voran das Personalwesen, kann ihr vermehrtes Repräsentiertsein in Vorständen aber mit Statusgewinnen einhergehen. (APA, red, 25.2.2021)