Dr. Barbara Rothmüller bei Dr. Mag. Elisabeth Vogel in "Wien heute".

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Da konnte der Dissertationsfauxpas der unlängst wieder auf die Schulbank zurückgeschickten Ministerin auch nichts ändern: Österreich ist und bleibt ein titelversessenes Land. Wenn irgendwo "Herr Diplomingenieur" erschallt, nimmt man Haltung an. Andere Länder müssen vor Neid ob des Einfallsreichtums erblassen. Jeder Buchstabe des Alphabets bietet seine Möglichkeiten. Vom Amtsrat über den Kommerzialrat oder den Kammerschauspieler, den Ökonomierat, den Professor bis hin zum Hofrat oder Oberstudienrat. Ja, es war eigentlich zu erwarten: Österreich gönnt auch seinen hochalpinen Kompetenzträgern einen entsprechenden Berufstitel: Bergrat honoris causa.

Von den akademischen Titeln schießt natürlich der Doktor den Vogel ab. Und es ist auch diejenige persönliche Ansprache, für die auch die lieben deutschen Nachbarn einmal ein Augenlid heben. Die barocke Nation Österreich aber schlachtet den Titelwucher in jedem Gebietskrankenkassenwartesaal genüsslich aus.

So auch die "Wien heute"-Moderatorin Elisabeth Vogel am Mittwoch im Gespräch mit der Soziologin Barbara Rothmüller. Es ging um Effekte, die die Pandemie auf unsere Psyche haben kann, von Schuldgefühlen bis hin zu Vereinsamung. Vogel, gelernte Österreicherin, adressierte die Soziologin nicht mit ihrem Namen, sondern mehrmals mit ihrem Titel: "Frau Doktor".

Ein Hauch von k. u. k. legte sich über diesen Corona-Dialog, der die Hierarchien achtete. Wobei zu sagen ist, dass Elisabeth Vogel selbst zwei Titel trägt, sprich Magistra und Doktorin ist. Davon kann Frau Aschbacher nur träumen. Andererseits wissen wir seit Kottan: Inspektor gibt's kan! (Margarete Affenzeller, 25.2.2021)