Überzeugte Hygieniker haben sich vor allem in Grippezeiten schon lange vor dem Handshake gedrückt. Doch wer vor dem Auftreten der ersten Corona-Fälle sich diesem Begrüßungsritual verweigerte, galt hierzulande als notorischer Sonderling oder als religiöser Fundi, der die hiesigen Sitten komplett außer Acht lässt.

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Kein Handschlag, höchstens ein Elbump, lautet das Corona-Gebot.
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Doch mit dem 13. März 2020 waren solche Vorwürfe Geschichte. Damals kam von allerhöchster Stelle der eindringliche Appell, bis auf weiteres auf den Handschlag zu verzichten. In einer Fernsehansprache wandte sich der Bundespräsident an alle Österreicher und auch jene, die mit uns leben: "Lassen Sie doch vorübergehend das Händeschütteln!" Und Alexander Van der Bellen bekannte: "Ich mach das jetzt schon länger nicht mehr. Winken Sie einander zu, oder lassen Sie sich was anderes einfallen." VdB demonstrierte auch, wie er es selbst in der Pandemie mit seinen Besuchern hält: Nach fernöstlichem Usus neigte er sich vor der Kamera kurz zum Gruß mit vor der Brust zusammengeführten Handflächen.

Spätestens seit diesen Tagen ist der Handschlag völlig out, weil als Tröpfchen- oder Schmierinfektionsüberträger verschrien. Die überschwänglichere Begrüßungsvariante auch noch mit einem Bussl auf die linke und die rechte Wange gilt mittlerweile sowieso als absolutes No-Go.

Wuhan Shake für coolen Socken

Stattdessen gilt in Zeiten des staatlich verordneten Zwei-Meter-Abstands selbst unter Vertrauten, die nicht in einem Haushalt oder in einer Liebesbeziehung leben, der "Elbump", der Ellbogengruß, als das Höchste aller herzeigbaren Gefühle. Oder für die cooleren Socken unter uns halt der "Wuhan Shake", wie sich das gegenseitige Anrempeln mit den Schuhinnenseiten nennt.

Doch kann all das auf Dauer das Händeschütteln ersetzen, das schon die Römer praktiziert haben, wie auf ihren Münzen nachgewiesen ist? Die offene rechte Hand zeigte an, dass man keine Waffen trägt. Für Verhaltensforscher galt der Handshake vor Corona daher auch als "aggressionshemmender Mechanismus" bei Zusammenkünften.

Doch bis es mit einer hohen Durchimpfungsrate wieder so weit ist, kann man sich damit aufmuntern, wem man nun aller nicht die Hand reichen muss. Dem Handzerquetscher zum Beispiel. Oder dem Hand-nicht-Loslasser. Und all jenen Zeitgenossen, die einem nach dem Husten gleich ihre Hand entgegenstrecken wollten. Merket euch: All das war einfach nur igitt! (Nina Weißensteiner, 26.2.2021)