Wissenschaftsminister Heinz Faßmann gab mit ÖH-Chefin Sabine Hanger und Uniko-Präsidentin Sabine Seidler einen Ausblick auf das Sommersemester.

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Am Montag beginnt das bereits dritte Semester unter Corona-Bedingungen, seit fast genau einem Jahr findet der Studienbetrieb mittlerweile weitgehend im Distanzmodus statt. Im neuen Sommersemester wollen Regierung und Unis nun aber durch den Einsatz von Eintrittstests für mehr Präsenzveranstaltungen sorgen. Bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag gaben Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP), die Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko), Sabine Seidler, und die Chefin der Österreichischen Hoschschülerschaft (ÖH), Sabine Hanger, einen Ausblick auf die kommenden Monate im pandemischen Uni-Betrieb.

Große Vorlesungen im Hörsaal wird es demnach nicht geben, doch mit negativen Testergebnissen sollen wieder mehr Seminare und Übungen vor Ort abgehalten werden können. An einigen Unis – etwa der WU Wien – wurde dieser Ansatz bereits in den vergangenen Monaten durchaus erfolgreich ausprobiert, allerdings auf freiwilliger Basis und in kleinem Maßstab. Nun soll bald eine Bestimmung im Universitätsgesetz (UG) den Unis ermöglichen, negative Tests als Zutrittskarte für Präsenzveranstaltungen verbindlich festzulegen.

"Besser spät als nicht"

Ähnlich wie beim Friseur soll also nur hineindürfen, wer vorher testen war. Problem daran: Es gibt diesen Testparagrafen im Uni-Gesetz noch nicht, das Ministerium muss die rechtliche Grundlage noch ausarbeiten. Im letzten Entwurf der UG-Novelle von Mitte Februar fand sich das heikle Thema nicht, jetzt soll eine Bestimmung hinzugefügt werden. Bis die Regelung im Parlament beschlossen wird, dürfte es noch einige Zeit dauern. Faßmann meinte eher vage, er "rechne damit, dass es für das Sommersemester schon möglich sein wird", Seidler hofft darauf, dass es bis Ostern so weit ist. Auf die Frage, warum man sich nicht früher um die gesetzlichen Voraussetzungen gekümmert hat, antwortete der Minister: "Besser spät als nicht." Zudem, so Faßmann, habe sich die Nasenbohrer-Technologie erst in jüngster Zeit an den Schulen als sinnvolle Art des Reintestens etabliert.

Eine Million mit Option auf mehr "fresh money"

Die genaue Ausgestaltung der jeweiligen Teststrategie – etwa die Errichtung von Teststraßen – soll den Unis selbst obliegen, zumal die Anforderungen stark mit den angebotenen Fächern variieren. Die Hochschulen werden die Beschaffung selbst übernehmen, zur Finanzierung stellt ihnen das Ministerium eine Million Euro zusätzliches Budget bereit. Uniko-Chefin Seidler hatte diese Summe noch vor zwei Wochen per Aussendung als "Tropfen auf den heißen Stein" bezeichnet. Faßmann sagte dazu am Montag, es werde bei Bedarf "mehr 'fresh money'" aus seinem Haus geben. Seidler kritisierte jedoch, dass Unis nicht in das betriebliche Testungsnetz eingebunden sind – in diesem können Betriebe pro Test eine Förderung von zehn Euro beziehen.

Offene Lesesäle und Lernräume

Lockerungen soll es schon zu Semesterstart beim Zugang zu Uni-Räumlichkeiten außerhalb von Lehrveranstaltungen geben. So werden die Lesesäle und und Lernzonen mit Maske und Abstandsregel öffnen, freie Hörsäle sollen zu "offenen Lernorten" für Studierende umfunktioniert werden. ÖH-Chefin Hanger erklärte, dass dadurch wieder etwas mehr Normalität für Studierende möglich werde, wenn man nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen wolle. Sie appellierte daran, die Testangebote intensiv zu nützen.

Und was passiert mit Studierenden, die sich partout nicht testen lassen wollen, bevor sie ein Seminar besuchen? Diese sollten sich nur für digitale Veranstaltungen einschreiben, die Entscheidung müsse jeder selbst treffen, sagte Faßmann.

Ausbau psychologischer Beratung

Stark gestiegen ist während des Corona-Jahrs der Bedarf von Studierenden an psychologischer Beratung. Laut einer im Februar durchgeführten Erhebung des Umfrageinstituts Hajek unter 517 Befragten fühlen sich 19 Prozent im Uni-Alltag durch die Pandemie sehr belastet, 41 Prozent finden die Situation "eher belastend". Ab Ostern soll daher das Angebot in den psychologischen Beratungsstellen aufgestockt werden, geplant sind 15 neue Vollzeitstellen. "Das klingt wenig, entspricht aber einer Steigerung von 40 Prozent", betonte Faßmann. (Theo Anders, 26.2.2021)