Ungleiche Flexibilität sorgt laut einer Umfrage in manchen Unternehmen für Spannungen.
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In Sachen nicht festgeschriebener Privilegien in Unternehmen kennt sich in Österreich jede und jeder recht schnell aus. Je nach Unternehmenstyp waren die Spielregeln sonnenklar. Ob das nun der Parkplatz für die Chefs, Praktikumsplätze für Anverwandte oder überhaupt Besetzungen je nach Zugehörigkeit waren. Ebenso war recht schnell klar, welche Zirkel in einer Organisation die mächtigen sind, welche Netzwerke zwar mit einem gewissen Budget dotiert wurden, Veranstaltungen mit Grußworten der Spitze durchführen konnten, aber in ihrer Wirksamkeit immer begrenzt blieben. Durchaus klar im firmeninternen Spiel auch die Regel für den Aufstieg.

Und seit der Pandemie? Da ist einiges durcheinandergekommen. Was sind jetzt die Statussymbole, wie lauten die Spielregeln der Macht? Es wird kaum gehen, dass der Vorstand jetzt im Homeoffice sitzt, die Belegschaft aber draußen bei den Kunden arbeitet. Es wird auch nicht gehen, dass die Firmenspitze (eventuell schon geimpft auf der Impfreise auf den Malediven oder in Dubai immunisiert) reist und international glänzt, während alle anderen auf den Impftermin warten. Oder dass die im Programm für Führungskräfte Auszubildenden eine kleine Trainingseinheit nehmen im als Therapieeinrichtung geframten Hotel für ein Modul ihres Weges zu künftigen Weihen. Und nach welchen Kriterien wird die Erlaubnis für Homeoffice verteilt?

Es ist schon jetzt konfliktreich genug in Firmen, die geteilten Belegschaften in Shops vor Ort und im Homeoffice haben. Viele Themen der Fairness, der Ungleichheit und der Privilegien stellen sich neu und verschärft. Und es wird genauer und mit viel mehr Kränkung im Gepäck hingesehen. (Karin Bauer, 27.2.2021)