Willkommen, Joe Biden, in der Realität des obersten US-Kriegsherrn im Nahen Osten! In der Nacht zum Freitag hat der neue Präsident erstmals einen Luftangriff auf mit dem Iran verbündete irakische Milizen fliegen lassen: in Syrien, gleich jenseits der irakischen Grenze, um nicht gleich den irakischen Premier Mustafa al-Kadhimi – den ersten arabischen Regierungschef, mit dem Biden telefoniert hat – wieder in Teufels Küche und unter erhöhten Druck Teherans zu bringen. Und nach eigener US-Aussage war der Militärschlag "proportional" und diplomatisch abgestimmt.

US-Präsident Joe Biden wird auf Attacken auf US-Personal im Irak und anderswo reagieren.
Foto: AFP/SERGEY SUPINSKI

Die Botschaft an Teheran ist klar: Wir wollen keine Eskalation, aber Biden wird auf Attacken auf US-Personal im Irak und anderswo reagieren. Vorangegangen war vor zehn Tagen ein Raketenbeschuss im nordirakischen Erbil durch eine obskure neue Gruppe; in der Hauptstadt Bagdad und rund um die US-Botschaft hatten sich zuletzt die für die schiitischen Milizen typischen Steilfeuerangriffe wieder gehäuft.

Auch Donald Trump hatte Ende 2019 Angriffe auf die Miliz Kataeb Hisbollah, die auch diesmal das Ziel war, befohlen: Die folgende Eskalation wurde erst durch den versehentlichen iranischen Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine in Teheran gestoppt. Die jetzige Aktion Bidens sieht jener von Trump ähnlich und ist dennoch ganz anders. Biden ist bereit, die amerikanische Iran-Politik zu verändern. Aber wie es in der Washington Post ein Politanalyst so schön ausdrückt: Die USA werden bestimmt nicht mit Abschürfungen im Gesicht in Gespräche mit dem Iran gehen. (Gudrun Harrer, 26.2.2021)