Ein kosmischer Treffer könnte den einstigen Ur-Mond des Mars in zwei Stücke gerissen haben.
Illustr.: Mark Garlick

Über die Herkunft der beiden Marsmonde Deimos und Phobos rätseln Planetenwissenschafter bereits seit Jahrzehnten. Zahlreiche Hypothesen wurden dabei ins Feld geführt: Traf ein Asteroid den Mars und schlug dabei die beiden Brocken aus seiner Kruste, oder fing sich der Rote Planet seine Trabanten auf ihrem Weg durch das Sonnensystem ein? Oder waren die beiden Monde mit einem maximalen Durchmesser von 27 bzw. 18 Kilometern ursprünglich ein Himmelskörper, der irgendwann in der Vergangenheit auseinanderbrach?

Simulationen von Zürcher Wissenschaftern weisen nun auf letzteres hin: Ein größerer Brocken traf demnach einst den einzelnen Mond des Mars, der daraufhin zerbarst. Dagegen, dass die Marsmonde zwei eingefangene Asteroiden sind, spricht, dass sie ihren Mutterplaneten auf annähernd exakten Kreisbahnen in dessen Äquatorebene umkreisen.

Aus der Kollision gingen Phobos (links) und Deimos (rechts) hervor.
Fotos: NASA/JPL

Absturz und Flucht

Die Forscher der ETH und der Universität Zürich um den Geophysik-Doktoranden Amirhossein Bagheri zeichneten nun aufgrund von Computersimulationen eine andere Geschichte dieser beiden Trabanten: Deimos und Phobos seien die Überreste eines zerstückelten Ur-Mondes, berichten sie im Fachmagazin "Nature Astronomy". Zudem entferne sich Deimos derzeit ganz langsam vom Roten Planeten, während Phobos in etwa 39 Millionen Jahren auf den Mars stürzen oder bei seiner Annäherung durch Gravitationskräfte auseinandergerissen werde.

Die im Jahr 1877 entdeckten kartoffelförmigen Marsmonde sind verglichen mit dem irdischen Trabanten winzig. Die Forschenden fanden mit ihren Simulationen heraus, dass sich die Bahnen der aus porösem Material bestehenden Marsmonde in der Vergangenheit wohl gekreuzt hatten. "Das heißt, die Monde waren sehr wahrscheinlich am selben Ort und müssen deshalb den gleichen Ursprung haben", sagte der ETH-Geophysiker Amir Khan in einer Aussendung der Hochschule.

Unklare Geburtsstunde

Die Geburtsstunde der beiden Monde, als ein größerer Brocken den jahrmilliardenalten Ur-Mond in zwei Stück zerriss, läutete je nach Simulation vor einem bis 2,7 Milliarden Jahren. "Der genaue Zeitpunkt hängt von den physikalischen Eigenschaften von Phobos und Deimos ab", meint Bagheri. Im Jahr 2025 soll eine japanische Sonde Gesteinsproben von Phobos einsammeln, von denen sich die Forscher erhoffen, ihre Berechnungen noch zu verfeinern. (red, APA, 28.2.2021)