Man muss nicht Mathematiklehrer sein wie Markus Kolar, um sich auszurechnen, dass er schon ein Vierteljahrhundert lang den Dress der Fivers Margareten trägt. Er selbst, der als Elfjähriger bei den Wienern begann und sie nie verließ, blickt weder so weit zurück noch nach vorn. Kolar (36) denkt ans nächste Spiel, vielleicht noch ans übernächste.

Markus Kolar verteilt seit 2003 die Bälle für die Fivers Margareten. Zwei Jahre noch bis zum 20-Jahr-Jubiläum.
Foto: GEPA pictures/ Mario Buehner

Und da gibt es nicht viel herumzurechnen, es sind zwei überaus wichtige Partien, zwei Erfolge sollen her. Am Samstag (19.25 Uhr) will Margareten in der Liga (HLA) mit einem Sieg über Tabellenführer Schwaz die Führung übernehmen, das wäre im Hinblick auf die nahende Bonusrunde und das Playoff von hoher Bedeutung. Und am Dienstag gastieren die Wiener in der European League in Toulouse, selbst mit einer knappen Niederlage könnten sie sich fürs Achtelfinale qualifizieren, das wäre historisch und sensationell. Utopisch ist das Unterfangen nicht, schließlich gab’s gegen die Franzosen daheim ein 37:32, und zuletzt fegten die Fivers 45:30 über Metalurg Skopje hinweg.

"Wir sind dankbar, dass wir das erleben dürfen", sagt Kolar, der von einer "eigenartigen Saison" spricht. Erfreulich sind die großen, auch internationalen Erfolge, betrüblich ist die Tatsache, dass die Fivers seit Herbst in ihrer Heimhalle in der Hollgasse ohne Publikum auskommen müssen. "Wir haben", sagt Kolar, "spezielle Rituale entwickelt, um uns in Stimmung zu bringen." Vor dem Match schreien sich die Spieler gegenseitig an, der Hallensprecher tut sowieso, als müsste er sich vielleicht sogar ohne Mikro in einem ausverkauften Hexenkessel bemerkbar machen.

Großer EAV-Fan

Für jeden Spieler kommt, wenn er ein Tor erzielt hat, eine eigene Nummer aus den Lautsprechern. Der 57er Chevy ertönt da ab und zu, auch Hardcore Techno ist dabei, und Markus-Kolar-Tore werden vom EAV-Hit Märchenprinz begleitet. Er ist ein großer Fan der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, das haben ihm die Eltern vererbt. "Ich kann fast jedes Lied auswendig." Ding Dong wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit gewesen, aber der Märchenprinz passt jedenfalls besser als Ba-Ba-Banküberfall.

Den Schülern, die Kolar im Rainergymnasium in Mathematik unterrichtet, ist die EAV eher kein Begriff mehr. Das Rainergymnasium, anno dazumal die Schule von Falco und Clemens Haipl, aber auch von Christoph Seyrl und Daniel Braunsteiner, ist nun die Partnerschule der Fivers, sie liegt in Gehweite der Heimhalle. Kolar ist über seinen Handballerkollegen Herbert Jonas, der ebenfalls an der Schule unterrichtet, ans Rainergymnasium gekommen, die Partnerschaft lobt er in hohen Tönen. Zu Normalzeiten hält er natürlich die "unverbindliche Übung" Handball ab, und als im ersten Lockdown die Halle Hollgasse gesperrt war, haben die Fivers auch auf dem Schulsportplatz in der Kriehubergasse trainiert.

Die Fivers-Linie

Der Nachwuchs ist dem zweifachen Familienvater Kolar in jeder Hinsicht ein Anliegen, in der Schule und im Verein, daheim sowieso. Derzeit tun ihm die vielen Kinder und Jugendlichen leid, die wegen der Corona-Bestimmungen um regelmäßige Trainings in ihren Vereinen umfallen. Er hat einige Schüler, die zu Normalzeiten auch bei den Fivers spielen. Natürlich wurden und werden Onlinetrainings abgehalten, da schaut auch immer wieder ein Starspieler vorbei, um die Talente zu motivieren. Unter dem Strich kann das ein echtes Training nicht ersetzen.

Kolar hat gelernt, hybrid zu unterrichten, schließlich ist ein Teil der Schüler daheim. "Ich kriege das hin", sagt er und ist dankbar, "weil die Schule hinter dem Handballsport steht". Die Fivers bleiben dafür unter Trainer Peter Eckl ihrer Linie treu. Sie forcieren Eigenbauspieler, sind stolz, wenn einer ins Ausland wechselt. Nikola Bilyk, der in Kiel unterschrieb, war nicht der Letzte, der diesen Weg eingeschlagen hat. Bald kommt Lukas Hutecek den Fivers abhanden, auch er geht nach Deutschland, zu Lemgo.

Bei Kolar stand hie und da ein Wechsel in Österreich im Raum, das reizte ihn wenig. Da sah er lieber zu, wie nach vielen Jahren endlich in der Hollgasse eine Heimhalle errichtet wurde. Da trug er lieber zu den drei Meistertiteln und zu sechs von sieben Cupsiegen der Fivers bei. Ein Erfolg heuer würde seinen zehnten Titel bedeuten, dafür muss man nicht lange herumrechnen. (Fritz Neumann, 26.2.2021)