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Um solche Tests geht es. Fünf Stück werden ab Montag monatlich an alle in Österreich lebenden Menschen mit Zugang zum elektronischen Gesundheitsakt Elga abgegeben.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Wien – Am Montag können rund 7,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher kostenlose Corona-"Wohnzimmertests" in den Apotheken abholen. Pro Person und Monat werden fünf Tests ausgegeben. Es werden aber wohl tausende Interessierte zu Wochenbeginn mit leeren Händen nach Hause gehen. Denn von den angepeilten 40 Millionen Einzeltests werden am Montag laut Apothekerkammer nur 2,8 Millionen verteilt.

Dass bei der Beschaffung einiges schiefgelaufen sein dürfte, darauf deutet ein Rundschreiben der Kammer an ihre Mitgliedsbetriebe hin, in dem die Apotheken aufgefordert werden, für die ersten Tage der Aktion "ihre eigenen Lagerbestände auf Kosten des Bundes abzugeben". Was wohl zu höheren Kosten für den Bund führt, zumal die Apothekentests teurer sein werden als jene im Großhandel. Nach einer STANDARD-Nachfrage hieß es Freitagabend, der Plan werde zurückgezogen.

Zu schmal kalkuliert?

Gelaufen ist die ganze Gratistestkampagne über die Bundesbeschaffungsagentur (BBG). Auf Anfrage des STANDARD, ob beim Einkauf der Tests zu schmal kalkuliert worden sei, hieß es von der BBG schriftlich und knapp: "Da die Verantwortung für dieses Projekt beim Bundesministerium für Gesundheit liegt, müssen wir Sie bitten, diese Frage an das zuständige Bundesministerium zu richten."

Dort wiederum versteht man die Befürchtungen nicht: "Die Grundlagen für die Selbsttests wurden erst diese Woche im Nationalrat beschlossen. Um möglichst schnell zu starten, werden die Tests tranchenweise ausgerollt. Ab kommender Woche sollen die ersten drei Millionen Selbsttests über die Apotheken verteilt werden. Spätestens ab dem 15. März wird das Angebot flächendeckend sein", heißt es im Ministerium.

Im Hintergrund braut sich jedenfalls einiger Unmut bei den Testlieferanten zusammen. Von Sammelklagen, Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht und fehlenden Ausschreibungen ist bereits die Rede.

Elga-Aussteiger sollen teilbeitreten

Keineswegs verstummt ist auch die Kritik am Ausschluss jener rund 300.000 Menschen vom Bezug der Gratistests, die nicht an der elektronischen Gesundheitsakte Elga teilnehmen; die Ausgabe der Tests wird via Elga kontrolliert. "Es wurde immer gesagt, dass, wer sein Recht auf Elga-Opt-out in Anspruch nimmt, keine Nachteile hat. Dieses Versprechen wurde gebrochen", sagt Thomas Lohninger, Datenschutzexperte bei Epicenter Works.

Im Gesundheitsministerium widersprach man am Freitag: Personen, die sich von Elga abgemeldet haben, hätten "allenfalls die Möglichkeit, sich schnell und einfach nur für die e-Medikation anzumelden". Ihre medizinischen Befunde würden dann weiterhin nicht in die Akte eingespeist – doch sie hätten Zugang zu den Gratistests. (Walter Müller, Irene Brickner, 26.2.2021)