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Es gibt nur extrem wenige Spiele, bei denen schon alleine der Trailer reicht, um den Autor dieser Zeilen glücklich zu stimmen. Das vor kurzem aus dem Early Access in den offiziellen Release übergegangene Curse of the Dead Gods (Windows, Xbox, Playstation, Switch – derzeit ca. 18-20 Euro) ist eines davon. Der Titel der französischen Indieschmiede Passtech Games zeigt sich bereits in Präsentationsvideos in absolut schicker Celshading-Optik mit knackig-flüssigen Animationen.

Aber freilich zählen die inneren Werte, die hier in diesem Test vorrangig beleuchtet werden sollen. Und soviel darf bereits verraten werden: Die Entwickler machen vieles – wenn auch nicht alles – richtig mit ihrem Spiel, das im Prinzip ein weitestgehend auf Action optimiertes Diablo im Roguelite-Gewand ist.

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Von Tempel zu Tempel

Die Aufgabe des Spielers ist es, sich durch eine Reihe von Tempeln zu abenteuern. In diesen ist es nicht nur düster, es lauern auch Fallen und allerlei Widersacher, die dem Trip ein schnelles Ende bescheren wollen. Zusätzlich hat das Böse seine Einflüsse auch auf die metaphysische Ebene ausgedehnt und versucht, den Helden langsam aber sicher zu korrumpieren.

Doch bevor man sich überhaupt in die verschiedenen Gewölbe vorwagt, sucht man sich seine Basisausrüstung aus. Diese besteht aus einer Haupt- und einer Zweitwaffe sowie passiven Boni. Am Anfang muss man mit dem leben, was einem das Spiel gibt. Aber getötete Widersacher lassen sporadisch Kristallschädel fallen, Zwischen- und Endgegner auch Jaderinge. Die kann man in eine größere und potenziell bessere Waffenauswahl zum Start und neue Boni investieren, ebenso wie in göttliche Gefälligkeiten – zu diesen später mehr.

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Freischaltbar sind auch einzelne Waffen – allerdings nicht für direkten Zugriff, sondern für die Chance, sie in einem Tempel finden zu können. Besonders potente Hilfseffekte und neue Tempel bekommt man mit Perlenbroschen, die es allerdings nur für das erfolgreiche Absolvieren von Levels gibt. Abseits der eigentlichen Progression durch die verschiedenen Tempel gibt es auch regelmäßig Events mit besonders gestalteten, einmalig absolvierbaren Herausforderungen, in denen sich auch Tokens verdienen lassen.

Der Weg durch einen Tempel in Curse of the Dead Gods besteht aus "Räumen", die eigentlich komplette Etagen sind. Jede davon bietet eine Besonderheit. Beispielsweise findet man garantiert ein Pendant, das für die Dauer des Ausflugs Spezialfähigkeiten gibt, eine neue Waffe, haufenweise Gold oder einen Brunnen der Heilung. Die Karte bis zum Endgegner ist dabei einsehbar, der Spieler entscheidet sich, welchen Pfad er nimmt. Das setzt eine gewisse Planung voraus, da es oft ratsam ist, einigermaßen knapp vor dem Endgegner noch einmal Lebensenergie aufzutanken.

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Verflucht gut

Fallweise findet man zufällig Truhen, die kostenlos neue Waffen oder Pendants ausspucken. Am Ende jeder Etage steht jedoch ein Schrein, an dem es das eigentlich versprochene Upgrade in mehrfacher Auswahl gibt, die sich bei Unzufriedenheit mit dem Einlösen eines göttlichen Gefallens neu generieren lässt. Gratis ist diese allerdings nicht zu haben. Bezahlt werden muss in Gold oder Blut – letzteres erhöht die Korrumpierung des eigenen Helden.

Auch viele andere Dinge lassen das Böse mehr Besitz vom namenlosen Protagonisten ergreifen: Angriffe bestimmter Gegner, der Wechsel von einer Etage in die nächste oder etwa die Nutzung eines Heilbrunnens. Erreicht man 100 Korruption – was recht flott gehen kann – so wird man nach Ende des Abschnitts mit einem zufälligen Fluch belegt. Diese reichen von Halluzinationen, die beim Erleiden von zu viel Schaden das Geschehen in Schwarz-Weiß tauchen und Interface-Elemente wie die Lebenspunkte unsichtbar machen, über die Verpflichtung, den Weg in die nächste Etage mit Geld oder Lebenspunkten zu bezahlen bis hin zu dauerhaft steigender Korrumpierung mit fortlaufender Spielzeit. Der fünfte Fluch, der einen ereilt, fällt besonders verheerend aus.

Das ist ein spannendes Konzept, denn besonders in Kombination erzwingen die Flüche oft eine Änderung es Spielstils. Beispiel: Standardmäßig profitiert man in Kämpfen von Licht, das entweder von verschiedenen Objekten oder von Fackeln, die man erst anzünden muss, abgegeben wird. Man sieht weiter und verursacht mehr Schaden. In der Dunkelheit ist hingegen das Sichtfeld begrenzt und gegnerische Treffer ziehen mehr Lebenspunkte ab. Einer der Flüche allerdings lässt die Fackel des Helden nunmehr "dunkles Licht" abgeben. Lichtspender in der Umgebung lassen sich damit nicht mehr aktivieren, womit man mit einem permanent eingeschränkten Sichtfeld leben muss. Dafür allerdings erleidet man aber auch nicht mehr zusätzlichen Schaden in der Dunkelheit.

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Hackedy-Slash-Slash

Gesteuert wird wahlweise mit Maus und Tastatur oder per Controller. Zwar empfiehlt das Spiel letztere Variante, da Schnetzeln und Metzeln klappt aber auch mit der klassischen PC-Eingabemethode sehr gut. Mittel Keyboard lenkt man den Helden, die Maus ist das Angriffswerkzeug. Die beiden Hauptwaffen verfügen jeweils über leichte und schwere Attacken. Die Zweitwaffe kann auch mit einem Schild ersetzt werden. Das Arsenal lässt sich um eine beidhändige Waffe erweitern. Die Auswahl reicht von Morgensternen, Schwertern, Wurfmessern, Bögen und Pistolen bis hin zu Kriegshämmern.

Angriffe können mit dem richtigen Timing zu Combos gereiht werden. Wer in kurzer Abfolge Gegner niederstreckt, ohne selbst Schaden zu nehmen, bekommt für solche "Greed Kills" zusätzliche Belohnungen in Form von Gold und einer höheren Chance auf Kristalltotenköpfe. Fallen und feindlichen Attacken kann man per Hechtsprung ausweichen oder parieren. Auch hier profitiert man von gutem Timing.

Mit etwas Übung – und auch dank dem ordentlichen Tutorial – bereitet das Kampfsystem viel Freude. Einziger Wermutstropfen: Abgesehen von Zwischen- und Endgegnern, die jeweils eigene Angriffsmuster und Spezialattacken mitbringen, sind Feinde eigentlich nur in der Masse gefährlich, da sich ihre Intelligenz in engen Grenzen hält. Hie und da scheint auch die Balance zu fehlen, gerade mit Bögen lässt es sich besonders effizient hantieren, da in den großteils zufallsgenerierten Katakomben meist mehr als genug Raum vorhanden ist, um die Widersacher auf Distanz zu halten.

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Defizite

Den bereits erwähnten optischen Qualitäten gesellt sich auch die passende, wenn auch manchmal etwas abwechslungsarme Akustik hinzu. So wird man gut unterhalten, bis entweder der letzte Gegner eines Tempels oder man selbst gefallen ist. Eingesammelte Ausrüstung und Gold verliert man danach wieder, erbeutete Tokens bleiben aber erhalten, um die Ausgangslage des Helden mit der Zeit graduell zu verbessern. Denn mit jeder Levelebene steigt der Schwierigkeitsgrad.

Wer in Curse of the Dead Gods nach einer epischen Geschichte hinter dem Abenteuer sucht, wird allerdings enttäuscht. Nicht einmal das Intro verrät Inhaltliches über die Welt des Spiels. Wer sich dafür interessiert, kann im "Codex"-Menü nachschlagen, doch auch dort hält sich das Storytelling in Grenzen. Was man ebenfalls vergebens sucht, ist eine Multiplayerfunktion. Das Game ist ein reiner Einzelspielertitel, was sich laut den Entwicklern auch nicht ändern soll.

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Fazit

Curse of the Dead Gods ist ein zugängliches Singleplayer-Roguelite mit leichten Rollenspielelementen. Sein System für Boni und Flüche sowie die Events sorgen für ordentlichen Wiederspielwert, selbst wenn man erst einmal öfter an einem Tempel scheitert.

Das Spiel paart hübsche Cellshading-Optik mit gelungener Steuerung, tollen Animationen und solider Sounduntermalung. Das Gesamtpaket macht Defizite wie kleinere Balanceprobleme oder die vorhandene, aber irrelevante Story, nicht nur für Genrefreunde verzeihbar. Wer auch nur ansatzweise mit Action-Rollenspielen etwas anfangen kann, findet hier gelungene Unterhaltung für viele Stunden. (Georg Pichler, 27.2.2021)