Am Freitag nahm Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Sport-Gipfel in Wien (Bild) teil, er sieht die Mutationen als "Antreiber der Fallzahlen"

Foto: HANS PUNZ

Wien – Am Tag bevor sich die Regierung bei nächsten Corona-Gipfelgesprächen festlegen will, ob es zu weiteren Lockerungen kommen wird, ist ein neuer Sonntagsrekord an Neuinfektionen verzeichnet worden. Innen- und Gesundheitsministerium meldeten 2.123 neue Fälle in 24 Stunden ein. Seit Jahresbeginn hatte es an Sonntagen nie mehr als 2.000 Fälle gegeben. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bezeichnete den Anstieg in einer Aussendung als "besorgniserregende Trendwende".

So stieg auch die Reproduktionszahl auf "alarmierende 1,16" an, so Anschober. Zuletzt wurde in Österreich am Sonntag, dem 13. Dezember 2020 mit 2.641 ein ähnlich hoher Wert wie heute verzeichnet. Nunmehr liegt der durchschnittliche tägliche Anstieg bei den Neuinfizierten – bezogen auf die vergangenen sieben Tage – mit 2.009 bei über 2.000 neuen Fällen pro Tag. Die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner stieg am Sonntag auf 158.

Mehr Patienten in Krankenhäusern

Auch im Krankenhaus müssen knapp drei Wochen nach den Lockerungen und Schulöffnungen am 8. Februar wieder mehr Patienten behandelt werden. So lagen am Sonntag insgesamt 1.291 Covid-19-Erkrankte in Krankenhäusern. Das waren 25 mehr als am Samstag und insgesamt 29 mehr als vergangenen Sonntag. Einen deutlichen Zuwachs gab es auch auf Intensivstationen. Dort mussten 15 Patienten mehr als am Samstag behandelt werden, insgesamt befanden sich 279 Infizierte in intensivmedizinischer Versorgung. Innerhalb einer Woche wurde ein Zuwachs von neun Prozent verzeichnet – 22 Covid-19-Erkrankte kamen hinzu.

Anschober sieht Mutanten als Antreiber

Der Grund für die steigenden Fallzahlen sieht Anschober bei den stärker ansteckenden Mutationen in Europa und auch in Österreich. "In der Mehrzahl der österreichischen Bundesländer dominiert die britische Variante bereits. Da diese ein um rund 30 Prozent höheres Ansteckungsrisiko aufweist, steigen die Infektionszahlen parallel zur Ausbreitung der Variante", sagt Anschober.

Der Februar habe aber auch zu positiven Entwicklungen geführt, sagt Anschober, nämlich zu steigenden Impfzahlen und Testungen: Im Februar wurden pro Tag durchschnittlich 199.851 Tests durchgeführt – ein Rekordwert. Auch bei den Impfungen soll nun – entsprechend der Liefertermine und Liefermengen – das Tempo gesteigert werden: Vergangenen Freitag war der bisherige Rekordimpftag mit fast 39.000 Impfungen in Österreich. Im März, kündigt Anschober an, werde es zu einer umfassenden Steigerung der Liefermengen kommen: rund 1,1 Millionen Impfdosen sollen in den kommenden Monat Österreich erreichen.

Wirtschaft hofft dennoch auf weitere Öffnungen

Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf ist trotz der steigenden Zahlen nach wie vor zuversichtlich, dass es Mitte März ein Aufsperren für Gastronomie und Hotellerie gibt. "Wir rechnen damit, dass am 15. März Öffnungsschritte passieren", sagte er im ORF-Magazin "Hohes Haus". Sollte das nicht der Fall sein – "was ich mir im Moment nicht vorstellen kann" – dann müsse man sich die Begründung anschauen. (APA, red, 28.2.2021)