5.612 Wahlkarten wurden bei den Gemeinderatswahlen in Kärnten ausgegeben, so viele wie nie zuvor.

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Klagenfurt – Die SPÖ ist bei der Kärntner Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl am Sonntag in 54 Gemeinden als stärkste Fraktion hervorgegangen. Die ÖVP lag in 47 Gemeinden vorne, die FPÖ in 21 und das Team Kärnten sowie die Einheitsliste / Enotna lista in jeweils einer. Bei der vorläufigen Auswertung von Montagmittag fehlten noch die Wahlkarten aus Klagenfurt und Villach.

In 28 Gemeinden, davon drei Bezirkshauptstädte, gibt es in zwei Wochen eine Stichwahl: In Klagenfurt heißt das Match Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) gegen Vorgänger Christian Scheider (Team Kärnten), in Spittal/Drau Amtsinhaber Gerhard Pirih (SPÖ) gegen Vorgänger Gerhard Köfer (Team Kärnten). In Hermagor muss Stadtchef Siegfried Ronacher (SPÖ) in die Stichwahl gegen Leopold Astner (ÖVP). Die übrigen Amtsinhaber schafften es im ersten Anlauf.

In Klagenfurt hatte Scheider – ohne Wahlkarten – die Nase knapp vorn, er kam auf 33,3 Prozent, Mathiaschitz erhielt 32,1 Prozent. Die übrigen Kandidaten sind abgeschlagen, FPÖ-Kandidat Wolfgang Germ schaffte gerade einmal elf Prozent.

In Klagenfurt dürfte eine Stichwahl bevorstehen.
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Die SPÖ kam im Klagenfurter Gemeinderat auf 30 Prozent, das Team Kärnten auf 24,6, die ÖVP auf 14,6, die FPÖ auf 11,7, die Grünen auf 8,7 und die Neos auf 5,8 Prozent. Insgesamt waren elf Listen angetreten. Das Ergebnis inklusive Briefwahl wird erst am Montagabend vorliegen. Derzeit hätte die SPÖ drei Stadträte, das Team Kärnten zwei, ÖVP und FPÖ je einen.

Villach in roter Hand

In Villach kam Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) auf 58,9 Prozent und schaffte im Gemeinderat 50 Prozent. Seine Wiederwahl ist damit sicher, wie in Klagenfurt fehlen aber noch die Wahlkartenergebnisse. In Wolfsberg erzielte Stadtchef Hannes Primus (SPÖ) ohne Wahlkarten 65 Prozent der Stimmen, die SPÖ kam im Gemeinderat auf 58,5 Prozent.

In Villach könnte die SPÖ die Absolute holen.
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In Feldkirchen stürzte die SPÖ hingegen ab, von 41,2 Prozent 2015 auf nur noch 26,8 Prozent. Die ÖVP gewann hingegen kräftig dazu und erreichte 44,3 Prozent nach 29,6 vor sechs Jahren. Bürgermeister Martin Treffner (ÖVP) wurde mit 53,2 Prozent bestätigt. SPÖ-Kandidat Karl Lang kam auf 26 Prozent, die übrigen Bewerber blieben einstellig. Hier liegt bereits das Endergebnis vor.

In Spittal muss Bürgermeister Pirih in die Stichwahl. Er schaffte 33,3 Prozent, sein Vorgänger Köfer hat mit 38 Prozent die Nase vorn. Im Gemeinderat ist das Team Kärnten mit 31 Prozent knapp vor der SPÖ (30,1).

Rote Absolute in St. Veit/Glan und Völkermarkt

In St. Veit/Glan legte die SPÖ auf 61,8 Prozent zu, ein Plus von 12,4 Prozentpunkten. Die ÖVP verlor 3,8 Prozentpunkte und kam auf 22 Prozent, die FPÖ fiel auf 10,8 Prozent. Stadtchef Martin Kulmer (SPÖ) kam im Endergebnis mit Wahlkarten überhaupt auf 68,2 Prozent. Auch Völkermarkts Bürgermeister Markus Lakounigg (SPÖ) schaffte es im ersten Wahlgang deutlich, er errang 53,7 Prozent, ÖVP-Spitzenkandidatin Angelika Kuss-Bergner kam auf 22,9 Prozent. Lakounigg holte auch die absolute Mehrheit zurück, die SPÖ gewann 3,2 Prozentpunkte dazu und kam auf 52,6 Prozent vor der ÖVP mit 24,9 Prozent (plus 6,4) und der FPÖ (19,6 Prozent).

In Hermagor erreichte Siegfried Ronacher (SPÖ) mit den Wahlkarten 44,2 Prozent, Leopold Astner (ÖVP) 37,6 Prozent. Die SPÖ gewann 4,1 Prozentpunkte dazu und erzielte 43,6 Prozent, die ÖVP verbesserte sich von 30,7 auf 33,4 Prozent.

Bürgermeister-Stichwahl in Kirchbach

Dass bei Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen die Parteien nicht unbedingt im Vordergrund stehen, beweist sich in Lendorf im Bezirk Spittal/Drau: So stürzte ÖVP-Kandidat Herbert Hartlieb um 23,7 Prozent ab, Bürgermeisterin Marika Lagger-Pöllinger (SPÖ) legte hingegen um fast 20 Prozent auf 69,3 Prozent zu.

Bürgermeisterduell in Spittal/Drau.
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In Kötschach-Mauthen hielt die SPÖ den Bürgermeister: Josef Zoppoth verlor zwar zweistellig, kam aber trotzdem auf mehr als 66 Prozent. Sein ÖVP-Konkurrent Christoph Zebedin legte zweistellig zu und kam auf 33,6 Prozent. In Kirchbach im Gailtal muss Bürgermeister Hermann Jantschgi (FPÖ) in die Stichwahl, er verlor mehr als neun Prozentpunkte und kam nur auf 39,1; sein Konkurrent in zwei Wochen ist SPÖ-Mann Markus Salcher, er kam auf 45,49 Prozent.

Gurk bleibt freiheitlich, St. Georgen bei Team Kärnten

Gurk, wo Langzeitbürgermeister Siegfried Kampl nicht mehr angetreten ist, bleibt hingegen freiheitlich. Siegfried Wuzella schaffte es mit 56,26 Prozent im ersten Anlauf. In der Gemeinde Weißensee wird es in zwei Wochen eine Stichwahl geben. Bei den Gemeinderatswahlen blieb die Kommune Lesachtal fest in ÖVP-Hand, diese verlor aber ein paar Stimmen, während die SPÖ zweistellig zulegte.

Wahlergebnisse aus Gurk, Feistritz an der Gail, Diex und Bad Kleinkirchheim.
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Der ehemalige SPÖ-Politiker Karl Markut, der zum Team Kärnten gewechselt war, entschied die Bürgermeisterwahl in der Gemeinde St. Georgen im Lavanttal klar für sich. Er erhielt 62 Prozent der Stimmen, sein SPÖ-Konkurrent Markus Wutscher kam auf 25 Prozent, ÖVP-Mann Karl Mollhofer auf 12,9 Prozent. Bei der Gemeinderatswahl erhielt das Team Kärnten 41,1 Prozent, die SPÖ kam auf 29,4, die ÖVP auf 16,6 und die FPÖ auf 12,9 Prozent.

Ausgangslage von 2015.
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Landesweit legte ÖVP am meisten zu

Die Grünen schafften in Feldkirchen mit 12,7 Prozent immerhin einen Stadtratssitz. In Klagenfurt (8,7 Prozent) verloren sie ihn hingegen, außer die Wahlkartenauszählung bringt noch eine Überraschung. Die Neos erzielten mit 14,6 Prozent in Seeboden am Millstätter See, Heimat von Parteichef Markus Unterdorfer-Morgenstern, ihr stärkstes Ergebnis. Das Team Kärnten hielt seinen Bürgermeister in St. Georgen im Lavanttal und brachte Scheider in Klagenfurt und Köfer in Spittal sowie in Keutschach Ex-Bürgermeister Gerhard Oleschko (früher FPÖ) in die Stichwahl. Für die slowenische Einheitsliste / Enotna lista verteidigte Bernard Sadovnik den Bürgermeistersessel in Globasnitz/Globasnica, Franz-Josef Smrtnik in Bad Eisenkappel / Železna kapla muss in die Stichwahl.

Insgesamt (ohne die Wahlkartenergebnisse aus Klagenfurt und Villach) kam die SPÖ landesweit auf 39,7 Prozent, ein Minus von 0,6 Prozentpunkten. Die ÖVP erzielte ein Plus von 3,7 Prozentpunkten und kam auf 26,2 Prozent. Die FPÖ erzielte 15,7 Prozent der Stimmen, ein Minus von 2,3 Prozentpunkten. Die Grünen verloren leicht, traten aber auch in weniger Gemeinden an. Team Kärnten und Neos traten nur in wenigen Gemeinden an.

Gratulationen von Kurz und Rendi-Wagner

ÖVP-Chef und Bundeskanzler Sebastian Kurz gratulierte der Kärntner ÖVP am Sonntagabend zum "hervorragenden vorläufigen Ergebnis". FPÖ-Chef Norbert Hofer meinte, viele politische Beobachter hätten der FPÖ herbe Verluste prophezeit. "Dieser Abgesang kam eindeutig zu früh", so Hofer. Die GrünenBundesgeschäftsführerin Angela Stoytchev gratulierte den Kärntner Grünen – die 2018 aus dem Landtag geflogen waren – zu einem "respektablen Ergebnis", sie seien aus einer schwierigen Situation gestartet.

Mit einiger Verzögerung gratulierte am Montag auch SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner ihren Kärntner Parteifreunden zu den "sehr guten Ergebnissen". Der SPÖ sei es gelungen, klar stärkste Kraft im Land Kärnten zu bleiben.

Für Das Team Kärnten ist das Ergebnis "unglaublich", die NEOS jubeln über gutes Abschneiden in Seeboden und Klagenfurt.

Wahlkartenrekord

105.612 Wahlkarten wurden ausgegeben, so viele wie nie zuvor. Da die Stimmen erst ausgezählt werden dürfen, wenn die Wahllokale geschlossen sind, sind Verzögerungen bei den Ergebnissen zu erwarten. So haben etwa die Städte Klagenfurt, wo 10.113 Wahlkarten beantragt wurden, und Villach, wo es sogar 10.570 waren, am Sonntagabend vorläufige Resultate bekanntgegeben. Die Endergebnisse werden erst am Montag vorliegen.

Die Landeswahlbehörde veröffentlicht die Resultate in der Reihenfolge, wie sie bei ihr einlangen. Vorläufige Ergebnisse ohne Briefwahl werden auf der offiziellen Website des Landes nicht in den Ergebnislisten aufscheinen. (APA, 1.3.2021)