Wenn die Schüler in der Junior Company ihre Talente einbringen können, sind sie hochmotiviert.

Foto: Polytechnische Schule Kössen
Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien
Foto: Wirtschaftsuniversität Wien

"Was man lernen muss, um es zu tun, lernt man, indem man es tut." Das Zitat stammt vom Philosophen Aristoteles und ist heute so aktuell wie vor 2400 Jahren. "Was ich tue, wirkt einfach länger nach – ich kann es besser verinnerlichen, weil ich es nicht nur berichtet bekomme, sondern sehe und erfahre", weiß auch Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien. "Lernpsychologen sprechen in diesem Zusammenhang von einer höheren Verarbeitungstiefe." Das eigene Erleben ist wertvoll – und wenn man Schülern Wirtschaft und Unternehmertum näherbringen möchte, dann gelingt das am besten auf praktische Weise.

"Jugendliche haben großes Interesse an Wirtschaftsthemen", verweist Bettina Fuhrmann auf aktuelle Studienergebnisse. "Daher ist das Programm der Junior Company an den Schulen so wichtig: Es ermöglicht Einblicke, wie ein Unternehmen funktioniert, und kann abstrakte und unrealistische Vorstellungen ersetzen. Außerdem wird der Unternehmergeist geweckt." Ob es eine gewisse Gründungsneigung gibt, sozusagen ein "Unternehmer-Gen", oder von welchen Faktoren die Leidenschaft zum Unternehmersein abhängt, wird übrigens gerade am Institut für Wirtschaftspädagogik erforscht.

Viel Einsatz für ein tolles Ergebnis

An der Polytechnischen Schule Kössen in Tirol ist die Junior Company seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Lehrangebots in der 9. Schulstufe. "Die Junior Company bietet so viele Lerneffekte, da kommt die Theorie alleine niemals mit", weiß Tanja Thrainer aus langjähriger Erfahrung zu berichten. Die Lehrerin gibt in der Junior Company so wenig wie möglich vor und lässt den Ideen ihrer Schüler freien Lauf.

"Im Unterricht müssen alle dasselbe lernen, Hausaufgaben werden oft als langweilig empfunden. Wenn die Schüler in der Junior Company aber ihre Talente einbringen können, sind sie hochmotiviert. Da werden in der Freizeit freiwillig Webseiten programmiert und kreative Verpackungen für Produkte entworfen. Und die Schüler lernen viel unmittelbarer, dass ihre Handlungen Auswirkungen haben: Bringe ich Einsatz, habe ich ein tolles Ergebnis, das sich gut verkauft."

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Auch andere wesentliche Eigenschaften von Unternehmern lernen die Jugendlichen in der Junior Company kennen, etwa Flexibilität und eine gewisse Risikobereitschaft. "Mit meinen aktuellen Junior Companies, die jeweils aus vier Schülern bestehen, habe ich Süßigkeitensackerl und Mund-Nasen-Schutz aus Batikstoffen hergestellt. Als das Tragen von FFP2-Masken in vielen Bereichen Pflicht wurde, haben wir vorerst eine geringere Menge an Masken bestellt, um den Absatz besser planen zu können. Und anschließend wurde der Verkaufsschwerpunkt auf die Mittelschulen, also jüngere Schüler, gelegt, da diese noch MNS tragen dürfen. Wie die Wirtschaft funktioniert, wie rasch man manchmal auf Marktgegebenheiten reagieren muss, wie offen man bleiben muss für Veränderung, all das wird in der Junior Company gut greifbar", so Tanja Thrainer.

Schüler wachsen über sich hinaus

Elisabeth Csekits leitet das Programm Junior Basic Company an der Interessenorientierten Mittelschule Hinterbrühl nahe Wien. Im Gegensatz zur Junior Company, die sich an Oberstufenschüler richtet, sind die Teilnehmer der Basic Company etwas jünger, zwischen 13 und 15 Jahren alt. In der Modulgruppe "Übungsfirma", die einem Wahlpflichtfach entspricht, arbeiten etwa 15 Schüler ein Schuljahr lang in einem einfach strukturierten Unternehmen. "Es gibt Geschäftsführer oder Geschäftsführerin, eine Marketingabteilung, jemanden für den Einkauf und den Verkauf und weitere Mitarbeiter. Zu Beginn findet immer ein Brainstorming statt: Was könnten wir produzieren, was ist realisierbar? Wo bekommen wir die Rohstoffe her und vor allem: Was können wir gut verkaufen? Hier erkennen die Schüler schnell ihre Stärken und bringen sich entsprechend ein. Was mich besonders freut: Eher unscheinbare, unsichere Schüler tauen oft auf und wachsen mit tollen Ideen über sich hinaus", erzählt die Professorin.

Und so wurden in der Vergangenheit bei Schulfesten und an die Familien und Freunde der Schüler bereits Lippenbalsam, Badekugeln und Schokolade mit großem Erfolg verkauft, so Csekits: "Bei der Preiskalkulation werden wir von einem Wirtschaftsexperten unterstützt. Und Nachhaltigkeit spielt bei uns auch eine große Rolle: So haben wir unsere Schokoladentafeln beispielsweise in umweltfreundliche Bambusschälchen verpackt."