Emmanuel Macron darf sich freuen: Er muss nicht mehr aus einem im internationalen Vergleich mickrigen DS 7-SUV herauslugen, wenn er staatstragend in einem Fahrzeug der Grande Nation vorfährt. Künftig logiert er wohl in einem 4,93-Meter-Schiff namens DS 9 und kommt damit Charles de Gaulle in Citroëns legendärer DS nahe, zumindest im automobilen Format. Wermutstropfen: Das Auto kommt gar nicht aus Frankreich, sondern wird ausschließlich in China gebaut, Shenzhen, von wo aus es nach Europa exportiert wird. Wen diese kleine Fußnote nicht weiter bekümmert und wer seiner frankophilen Neigung frönen will, kommt also, wie Monsieur le Président, endlich wieder auf seine Rechnung.

Die gute Nachricht: Frankreich versucht es noch einmal mit einer repräsentativen Limousine. Die schlechte: Gebaut wird das schicke Fahrzeug in China und kommt von dort zu uns.
Foto: DS Automobiles / Christian Houdek

In Wien bot sich soeben erstmals Gelegenheit zu einem Lokalaugenschein dessen, was alles in dem neuen Flaggschiff der Semi-Premiummarke aus dem französischen Teil des Stellantis-Konzerns (Peugeot, Citroën, Opel, DS) steckt. Wir haben maskenbewehrt eine Sitzprobe gemacht und uns die Außen- und Innenarchitektur zu Gemüte geführt.

Innen geht es reichlich nobel zu, aber kaum avantgardistisch.
Foto: DS Automobiles / Christian Houdek

Da fahren zunächst einmal die Griffe aus, will man die Türen öffnen. Das Armaturenbrett ist komplett aus (Nappa-)Leder, besonders ins Auge springen neben dem zentralen 12-Zoll-Berührungsbildschirm eine gewisse klassenunübliche Verspieltheit und die Liebe zum Detail.

Haute Couture

Foto: DS Automobiles / Christian Houdek

Das, erläuterte Antonio Asaro, Leiter der Marke DS in Österreich, bei der Präsentation, liege im Sinne des Erfinders. Ganz bewusst sollten Assoziationen an die Haute Couture geweckt werden, denn DS Automobiles wolle Hermès oder Louis Vuitton der Autobranche sein, mit Schwerpunkten auf französischer Handwerkskunst und Innovation. So arbeite zum Beispiel ein eigenes Sattler-Team in Paris direkt mit den Designern zusammen. Und beim Audiosystem setze DS auf die Kooperation mit dem Spezialisten Focal aus Saint-Étienne.

Zum Markenstyling zählen auch die vielen kleinen Rauten, die sich außen wie innen finden und die wiederum an die Pyramide im Louvre-Innenhof verweisen sollen. Deren Architekt war der aus China stammende Ieoh Ming Pei. Sie sehen, der Kreis schließt sich.

Citroën C6 (2005–2012), jüngster Versuch eines französischen Herstellers in der Oberliga – ein Flop. Der Wagen verkaufte sich nur 23.384 Mal.
Foto: Citroën
Grafik: Der Standard

Es sitzt sich bequem im DS 9, wenn auch vielleicht etwas enger als erwartet, hinten ist die Kopffreiheit nicht berauschend – allerdings kann man rechts den Sitz vor einem nach vorn verstellen, was für Chauffeurslimousine spricht und gewiss für den Kernmarkt China gedacht ist. Bei einer Anhängelast von 1300 kg wird sich aber das große Motorboot nicht ganz ausgehen.

DS hat sich voll der Elektrifizierung verschrieben, rein verbrennungsmotorische Varianten gibt es bei uns gar nicht, auch beim 9er nicht, nur Plug-in-Hybrid. Los geht’s im Sommer mit Frontantrieb und 225 PS Systemleistung, eine Allradversion mit 360 PS folgt im Dezember, da treibt hinten dann ein zusätzlicher E-Motor an. En Marche! (Andreas Stockinger, 13.3.2021)