Nie wieder Autos zum Fadisieren, das hat Toyota-Boss Akio Toyoda vor ein paar Jahren als Order ausgegeben. Die Mitarbeiter arbeiteten mit, heißt schließlich auch so, Ergebnis war eine neue, aggressive Designlinie sowohl der Kernmarke als auch des Premiumablegers Lexus, und weil der Bursche ein echter Car-Guy ist, durfte, nein, musste auch das eine oder andere Sportundspaßgerät her. GT86, um nur ein Beispiel zu nennen.

Mit Allrad, 261 Turbo-PS und reichlich Beigaben aus dem Motorsport erkämpft sich Toyota mit dem GR Yaris eine konkurrenzlose Position.
Foto: Toyota / Christian Houdek

Und dann gibt es diese vielfältigen Motorsportbestrebungen, auf denen die Japaner nach Ruhm und Ehre jagen, in Deutschland gebündelt in der Toyota Gazoo Racing Europe GmbH, woraus das Kürzel GR zu sportlichem Seriengerät durchsickert. Womit wir beim GR Yaris sind, dem zweiten Kracher aus den Händen der Rennsportabteilung.

Der erste war bekanntlich der GR Supra, doch der entstammt der Kooperation mit BMW (Z4). Der Yaris hingegen, der ist erstmals ganz und gar selbstgestrickt.

Foto: Toyota / Christian Houdek

Schon optisch kommt der Kleine krawallig daher, fast schon so, als könne man sich direkt in die Rallye-WM einklinken. Da werden sich die leistungsorientierten Buben und Mädel freuen, die auf Immernochhalbwegsleistbarkeit angewiesen sind. Dem Vernehmen nach sind das nicht wenig, laut Toyota-Österreich-Sprecher Rudolf Glass sind bereits um die Hundert Order eingetrudelt, es gibt eine erkennbare Fan-Klientel.

Damit begeben wir uns auf’s Glatteis, Toyota hatte zwecks Kennenlernens des Bonsai-GR in den Winterfahrpark Lungau (Thomatal) gebeten. Dort driften normalerweise KTM X-Bow unter Anleitung von Hausherr Dominik Olbert sowie Ex-Rallye-Pilot Patrick Winkler und bauen ihr Können aus.

Aufstellung in Reih und Glied, bevor es raus zum Eisdriften geht.
Foto: Toyota / Christian Houdek

Eilige Eiszeit

Jetzt also GR Yaris. Eilige Eiszeit, ist das ein Spaßgerät! In der Grundeinstellung ist die Kraft vorn-hinten 40:60 verteilt, die Instruktoren empfahlen aber, auf Sport (30:70) oder Track (50:50) zu setzen und, sowieso, das Stabilitätsprogramm zu deaktivieren. Fast hätten wir zwischendrin "Den Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer tanzen wir" angestimmt – wäre der Untergrund nicht Eis gewesen. Nachvollziehbar, dass einer der Instruktoren schon einen solchen GR bestellt hat.

Technisch hat dieser praktisch nichts mit dem normalen Yaris zu tun. Um Allrad darstellen zu können, musste die Frontantriebsarchitektur (GS-B-Plattform) mit Hinterachskomponenten von Corolla und C-HR (GA-C) kombiniert werden, und besonderes Augenmerk wurde auf Leichtbau gelegt. Runter mit den Pfunden, wo nur möglich. So kommt beispielsweise viel Alu zum Einsatz, das Dach ist aus CFK.

Foto: Toyota / Christian Houdek
Grafik: Der Standard

Der 1,6-Liter-Turbo-Dreizylinder leistet satte 261 PS, neben Allrad auch dies ein Alleinstellungsmerkmal in der Klasse, Torsen-Differenzialsperren vorne und hinten sorgen für die jeweils gerechte Antriebsmomentverteilung, und über die Hebelhandbremse könnte man noch zusätzlich ins Geschehen eingreifen, Automatikhandbremse pfui.

Auf Handanlegen setzen die Ingenieure auch beim Getriebe, in sechs Gängen zum Hochgenuss oder so, mit kurzen Schaltwegen und ergonomisch optimiert, weil fünf Zentimeter näher am (Sport-)Lenkrad als beim konventionellen Yaris. Und die Sportsitze tun, was ihre Aufgabe ist: Sie bieten tadellosen Seitenhalt.

Die GR-Abteilung jedenfalls kann Vollzug an Akio Toyoda melden. Ihr Yaris ist eindeutig eines nicht: ein langweiliges Auto. Da passt alles. (Andreas Stockinger, 10.3.2021)