Frauenlandesrätin Andrea Klambauer (Mitte) mit den neuen Betreibern des Salzburger Frauenhauses, Gabriele Rechberger von Viele und Uwe Höfferer von Jugend am Werk.

Foto: Land Salzburg/Sophie Huber-Lachner

Salzburg – Nach der umstrittenen Ausschreibung der beiden Frauenhäuser in Salzburg und Hallein hat die zuständige Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) am Dienstag die neuen Betreiber der Gewaltschutzeinrichtungen in Salzburg vorgestellt. Die Bietergemeinschaft um den gemeinnützigen Salzburger Verein Viele und Jugend am Werk ist als Bestbieter unter fünf Bewerbern aus dem Verfahren hervorgegangen.

"Wir bieten mit diesen zwei kompetenten, in Salzburg bestens vernetzten und verwurzelten Institutionen flächendeckend, flexibel und zeitgemäß Gewaltschutz für Frauen und ihre Kinder", sagte die Frauenlandesrätin. Konkret sieht das neue Konzept vor, dass das Frauenhaus in der Stadt Salzburg wie bisher mit 19 Plätzen weiterbetrieben wird. Das Frauenhaus in Hallein wird geschlossen, dafür entstehen insgesamt 13 Plätze in Schutzwohnungen in allen Salzburger Bezirken. Bisher standen im Frauenhaus Salzburg und Hallein insgesamt 27 Plätze zur Verfügung.

Das jährliche Budget für den Gewaltschutz von 1,6 Millionen Euro bleibt erhalten – inklusive der Plätze im Pinzgau, die nicht von der Ausschreibung betroffen waren. Zusätzlich gebe es heuer 143.000 Euro Übergangsförderung, "um die Belastungen aufgrund der Corona-Krise abzufedern", betonte Klambauer.

24-Stunden-Sicherheitshotline und Betreuerinnen

Die Schutzwohnungen sind in Mehrparteienhäusern untergebracht, die Adresse bleibt geheim. Nur die Polizei wisse, wo sich die Wohnungen befinden. Die Schutzwohnungen sind von außen nicht als solche zu erkennen und würden höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen. Für jede Betroffene werde vorab ein individuelles Sicherheitskonzept erstellt und abgeklärt, ob sie im Frauenhaus oder einer der Schutzwohnungen untergebracht wird.

Die in den Wohnungen untergebrachten, von Gewalt betroffenen Frauen können sich an eine 24-Stunden-Sicherheitshotline wenden, zudem werden sie von zwei bis drei Bezugsbetreuerinnen unterstützt. "Selbstermächtigung und Autonomie der Frau ist uns ein wichtiges Anliegen", betonte die neue Leiterin und Geschäftsführerin von Viele, Gabriele Rechberger.

Beratung in 26 Sprachen

Der "Verein für Interkulturellen Ansatz in Erziehung, Lernen und Entwicklung" ist seit 32 Jahren als Frauenservicestelle vor allem im Bereich der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Migrantinnen tätig. Viele der hilfesuchenden Frauen hatten auch Gewalterfahrungen gemacht. Die Mitarbeiterinnen hätten alle selbst Migrationshintergrund und seien Akademikerinnen, sagt Rechberger. Die Sprachkompetenz der Beraterinnen sei mit 26 Muttersprachen ein immenser Vorteil. Jugend am Werk bietet soziale Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung, Flüchtlinge sowie in der Kinder- und Jugendhilfe an und betreibt mit den Männerwelten auch eine Beratungsstelle für opferorientierte Täterarbeit.

Heftige Kritik an Ausschreibung

Als Landesrätin Klambauer im Vorjahr die Gewaltschutzeinrichtungen EU-weit ausschrieb, war sie mit heftiger Kritik konfrontiert. Die bisherigen Betreiberinnen der Frauenhäuser befürchteten, dass damit gut funktionierende, bestehende Strukturen zerschlagen und jahrzehntelange Aufbauarbeit zerstört würde. Im September meldeten sie die bisher 30 Mitarbeiterinnen zur Kündigung an.

Auch die Opposition von SPÖ und FPÖ stellte sich vehement gegen die Ausschreibung. Die Kritik der SPÖ ist mit der Wahl des neuen Betreibers nun verhallt. Der Geschäftsführer von Jugend am Werk, Uwe Höfferer, ist der ehemalige Landesgeschäftsführer und Ex-Landtagsabgeordneter der Salzburger Sozialdemokraten.

Die neuen Betreiber gehen jedenfalls von einer reibungslosen Übergabe aus. Mit der Leiterin des Salzburger Frauenhauses, Birgit Thaler-Haag, sei man in gutem Kontakt, sagt Rechberger. Das Angebot, sich als Teil der Bietergemeinschaft an der Ausschreibung zu beteiligen, habe Thaler-Haag abgelehnt. Wie DER STANDARD berichtete, nahmen die bisherigen Betreiberinnen nicht an der Ausschreibung teil, da sie sich nicht an der "Schwächung des Gewaltschutzes" beteiligen wollten.

Die Ausschreibung landete auch vor dem Landesverwaltungsgericht, nachdem einer der Bewerber, der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, die Entscheidung beeinsprucht hatte. Das Landesverwaltungsgericht hat den Einspruch aber abgewiesen. Das Ausschreibungsverfahren war rechtlich in Ordnung. (Stefanie Ruep, 2.3.2021)