Aufsässig, aber vernünftig: Covid19-Tests für private Feiern im kleinen Rahmen.

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Wer über einschlägige Kontakte in die Szene verfügt, nennen wir sie das Milieu der sogenannten Teenager oder frühen Twens, weiß eines längst: Die von der Politik beschworenen Freitestungen und ihre weitgehend im Verborgenen handelnden Anhänger, sie sind längst mitten unter uns. Wir dürfen uns dieser gesellschaftlichen Realität nicht länger verschließen.

Die Rede ist jetzt nicht von faden Schulbesuchen, Friseurterminen oder Ausbildungsplätzen in Lehrberufen. Für die wird man ohnehin wöchentlich im weitgehend unzureichenden Maß auf eventuelle Ansteckungen hin geprüft. Wir sprechen von Tests, die man vor dem Wochenende am Freitag oder Samstag in den Teststraßen, Apotheken oder neuerdings auch zu Hause beim Nasenbohren macht, um am Abend halbwegs sicher gemeinsam in Privatwohnungen abhängen zu können.

Sitzpartys werden wiederentdeckt

Das Genre der Sitzparty gilt in unseren Breiten als relativ neu beziehungsweise als retro. Abseits von Gottesstaaten und anderen Diktaturen mit strenger Gesellschaftspolitik und rigiden Moralvorstellungen konnte man während der letzten Jahrzehnte doch eine gewisse Erweiterung des persönlichen Freiraums vom Jugend- und Wohnzimmer hinaus in die Öffentlichkeit verzeichnen. Allerdings werden sich viele Ältere noch daran erinnern, dass es auch hierzulande bis in die 1980er-Jahre hinein oft angenehmer war, sich daheim bei Privatpartys die Gurke zu geben, als sich von den alten Deppen in irgendeinem abgeranzten Gasthaus beflegeln zu lassen.

Aufsässigkeit ist das Geschäft der Jugend

Die seit einem Jahr bekannten traurigen pandemischen Tatsachen haben dieser Öffnung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Derzeit kann man sich draußen im Leben nicht einmal noch mit Milchkaffee in einer Lounge zuknallen.

Wann, wenn nicht in jungen Jahren sollte man sich allerdings gegen die restriktiven Verordnungen der Alten sträuben? Wann, wenn nicht als junger Mensch sollte man nachdrücklich darauf bestehen, sich sein Leben nicht stehlen zu lassen? Selbst dann, wenn dabei eventuell Lebensgefahr besteht.

Auch wenn wir alle von der Altersrenitenz schon einmal gehört haben, Aufsässigkeit ist das Geschäft der Jugend.

Es sind gute Kinder

Selbst wenn also aktuell die Jungen als die heftigsten Virenschleudern gelten: Der Ausweg mit den gemeinsamen Tests vor dem privaten Wochenendvergnügen bei Wohnungspartys erscheint da nachgerade vernünftig. Wenn man nicht weitgehend unbelästigt mit Nazis spazieren gehen will, birgt das Ganze natürlich die Gefahr der Illegalität. Allerdings kommt auch Rührung auf, wenn die Kinder sich beim Besuch beim Vater für ihre viertelstündige Verspätung entschuldigen. Sie hätten bei sich zu Hause noch auf das negative Testergebnis warten müssen.

Es sind gute Kinder. Man verdrückt eine Träne der Rührung und weiß, alles wird wieder gut werden. Und jetzt her mit dem Impfungsjaukerl, meinetwegen vom Sputnik.

(Christian Schachinger, 3.3.2021)