"Unternehmerfreundlich, wirtschaftsliberal, Standort Österreich": Herausgeberin Eva Schütz über das Medienprojekt "Exxpress" mit Chefredakteur und Mitgesellschafter Richard Schmitt.

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"WebExpress Medien Holding GmbH" steht unten am Eingang zum Wiener Museumsquartier.

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Der Entwurf für das "Breaking News"- Logo liegt obenauf im Büro der Herausgeberin. Es wird häufig zum Einsatz kommen, wenn Richard Schmitt den "Exxpress" befeuert. Das neue Digitalmedien- und Fernsehprojekt soll Mitte März abfahren.

Schmitt (52) hat "Heute" nach dem Start 2004 für Eva Dichand geführt, er hat krone.at ab 2011 als Chefredakteur groß gemacht. 2019 entschied das Ibiza-Video mit lobenden Worten von Heinz-Christian Strache für Schmitt den internen Machtkampf mit der gedruckten "Krone" und deren Chefredaktion über Linie und Zusammenspiel. Einige Monate war Schmitt dann noch Chefredakteur von oe24.at und oe24.tv in der Fellner-Mediengruppe.

In der Liga soll nun auch exxpress.at nach seinen Plänen mitspielen: Unter die fünf größten Online-Newsportale (nach Visits) will Schmitt die Plattform bringen, sagen er und seine Herausgeberin, die Juristin und Unternehmerin Eva Schütz-Hieblinger (47).

Was erwartet das Publikum da in zwei Wochen? "Gehobener Boulevard", den er mit "Heute" in Österreich eingeführt habe, sagt Schmitt. Was wäre heute Aufmacherstory? Ein "tolles Interview" mit dem Exchef des deutschen Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen. Der Rechtsausleger in der CDU wurde 2018 vorzeitig in Ruhestand versetzt. Er äußerte damals etwa Zweifel an Hetzjagden auf ausländisch aussehende Menschen in Chemnitz.

Schütz, Stiftung, Schmitt

Im "Wirtschaftsschwerpunkt" des Mediums würde er etwa erklären, "wer hinter den Bitcoin-Unternehmen steckt". Die Redaktion habe noch "andere Storys vorbereitet, die wir allein haben", erklärt der "Exxpress"-Chefredakteur. Sie sollen das Onlinemedium, unterstützt von intensiven Social-Media-Aktivitäten, unter jene fünf, sechs Seiten bringen, die das Publikum morgens als Erste ansteuert. Erklärte Zielgruppe laut Schütz: Menschen ab 16, nach oben offen.

"WebExpress Medien Holding GmbH" steht unten am Eingang zum Wiener Museumsquartier. Sie soll bald auch im Firmenbuch zu finden sein. 51 Prozent gehören einer Beteiligungsfirma von Eva Schütz, 25,1 Prozent der Liechtensteiner Stiftung "Libertatem" mit Stiftungszweck "Förderung der Meinungsfreiheit und von kritischem Journalismus". Der Stifter ist nach Unternehmensangaben ein liechtensteinischer Unternehmer, die Vorstände – zwei österreichische Anwälte – wollten den Namen nicht bekanntgeben.

Zehn Prozent am "Exxpress" hält Schmitt, der Rest gehört nach Unternehmensinfos kleineren, vorerst nicht genannten Investoren – nur soviel: Investmentbanker, Immo-Investoren, ein Hotelier.

18 Menschen derzeit unter Vertrag

Oben sitzen auf hellen 380 Quadratmetern Schütz, Schmitt und einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Social Media, für Webportal und TV. 18 Menschen sind laut Schütz derzeit beim "Exxpress" unter Vertrag. Früher, ab 2004, saß hier die Geschäftsführung eines Stadtsenders namens Puls TV – er gehört längst zu ProSiebenSat1, heißt Puls 4 und ist ein nationales TV-Programm.

Oben beim "Exxpress" sollen noch im März Schnittplätze und Studio eingerichtet werden, eine Menge Großbildschirme für die Webredaktion und Social Media werden gerade montiert und eingerichtet.

Nach dem "Softlaunch" der Webseite um den 16., 17. März soll im April "Exxpress-TV" starten, mit stündlichen News ab sieben Uhr früh bis 20.15, danach noch eine Dreiviertelstunde – nein, "nicht die zigste Polit-Talk-Schiene", sagt Schütz.

Sondern etwa ein Livecoaching-Format mit einer jungen Expertin, die Lebens- und Alltagsfragen des Publikums beantworte. Oder ein "History"-Format, sagt Schmitt. Mit dem Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums habe er schon eine Ausgabe über Erzherzog Maximilian und sein Ende in Mexiko vereinbart.

Ausschließlich Werbung solle all das finanzieren, sagt Herausgeberin Schütz (Privatrundfunkförderung ist nicht ausgeschlossen mit einem Kabel-TV-Kanal). Das Medium solle sich in drei Jahren möglichst selbst tragen, gerne auch einen Ausbau der Redaktion, gerne Gewinn machen.

Einen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr soll das laut Schütz kosten. Ist das ihr Geld oder das ihres Mannes Gerd Alexander Schütz, Immobilieninvestor, Unternehmer, Vorstand der C-Quadrat Investment AG?

"Wir sind 20 Jahre verheiratet, da kann man das nicht mehr so genau unterscheiden." Sie beide legten auch hier "Wert auf eine wirtschaftlich sinnvolle Investition."

"Welche Partei immer"

Schütz arbeitete zwei Jahre im Kabinett von Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP), ihr Mann fand sich auf Großspenderlisten der ÖVP. Ist der "Exxpress" eine Art "Zackzack" der ÖVP neben dem gerade gestarteten ÖVP-Klub-Blog "Zur Sache"?

"Das ist kein Blog, sondern eine tagesaktuelle Newsplattform mit einem TV-Sender", erklärt Schütz. Die Herausgeberin definiert ihre Linie als "dezidiert unternehmerfreundlich, wirtschaftsliberal, der Standort Österreich liegt mir am Herzen. Welche Partei immer das ähnlich sieht – das waren schon die Neos", für die sie sich engagierte, "das ist auch die ÖVP". Sie wolle mit dem Medium "eine positive Aufbruchsstimmung schaffen".

Und Schmitt ergänzt: "Unser Redaktionsstatut verlangt, dass wir von Parteien unabhängig agieren." Parteimedien seien "kein Erfolgsprodukt". (Harald Fidler, 2.3.2021)