Käsknöpfle und Flädlesuppe gibt es schon bald wieder im Restaurant zu essen, denn Vorarlbergs Wirte dürfen wohl als Einzige im Land bereits ab 15. März aufsperren – das gilt für Innenräume wie auch Schanigärten.

Gastronomen in den übrigen acht Bundesländern müssen weiter warten. Im Raum steht eine Öffnung der Gastgärten nach Ostern, eine fixe Entscheidung soll es erst Mitte März geben. Auch dann soll ein Lokalbesuch nur mit negativem Test oder einem Befund einer überstandenen Covid-Erkrankung möglich sein.

Vorarlberger können schon bald wieder ins Restaurant. Der Rest des Landes muss sich noch eine Weile gedulden.
Foto: Heribert Corn

Die trüben Aussichten bezüglich einer baldigen Öffnung sorgen östlich von Vorarlberg für Unverständnis und Zorn. "Das ist nix anderes als Schmafu", ärgert sich Tomi Šarić, Wirt im Wiener Café Anzengruber. Die Pressekonferenz der Bundesregierung am Montag habe die erhoffte Klarheit nicht gebracht, sagt der Gastronom. Vor seinem Lokal würden sich gerade einmal zehn Sitzplätze ausgehen, wenn der Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten wird. Eine mögliche frühe Sperrstunde würde zudem das wichtige Abendgeschäft in Gefahr bringen: "Für drei oder vier Stunden für zehn Plätze aufsperren – wer macht denn so was? Das kostet ja jeden mehr, als es bringt." Für viele Gastronomen sei das Geschäft vor der Pandemie schon schwierig gewesen, ist sich Šarić sicher, "jetzt kommt der Genickbruch".

Keine gute Lösung

Ähnliches ist auch vom Branchenvertreter Mario Pulker zu hören. Der Gastronomie-Obmann der Wirtschaftskammer zeigt kein Verständnis für das Vorgehen der Regierung. "Für den Großteil ist das kein gangbarer Weg." Viele Betriebe hätten gar keine Schanigärten, und auch für jene, die Sitzplätze im Freien hätten, sei das Wetter im April zu unberechenbar, um dort ein verlässliches Geschäft zu machen. "Für die Mehrheit der Betriebe ist die Lösung ein Tropfen auf den heißen Stein."

Darüber hinaus werden wohl einige Gastronomen schon bald wieder die teils ausgesetzte Miete oder Pacht zahlen müssen, erklärt Pulker. Immerhin seien viele Lokale an eine Betriebspflicht gebunden, was nichts anderes heißt, als dass Miete oder Pacht in Rechnung gestellt werden, sobald die Möglichkeit einer Öffnung besteht.

Aufsperren nicht sinnvoll

Pulker, der auch selbst ein Restaurant und Hotel betreibt, will trotz seiner 150 Outdoor-Sitzplätze einstweilen nicht aufsperren. "Wie stellt man sich das vor? Suppe auf der Terrasse, es beginnt es zu regnen, und was passiert dann?", fragt sich der Gastronom. Er befürchtet, letztlich auf seinen Kosten sitzenzubleiben. Immerhin müsse er Lebensmittel einkaufen und seine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen – ohne Sicherheit auf einen entsprechenden Umsatz. "Das wäre betriebswirtschaftlicher Selbstmord", sagt der Branchenvertreter.

Der Gastro-Obmann fordert mehr Tempo beim Impfen und weitere Hilfsmittel für die Branche. Dass diese die Gastronomen einstweilen durch die Krise getragen haben, zeigen Zahlen des Kreditschutzverbandes 1870. Die Zahl der Insolvenzeröffnungen in der Gastronomie sind im Vorjahr massiv zurückgegangen: Schlitterten 2019 noch 769 Gastgewerbebetriebe in die Pleite, waren es im Vorjahr um 45 Prozent weniger. Experten gehen davon aus, dass viele noch aufgrund gestundeter Zahlungen sowie durch die Corona-Hilfsgelder getragen werden, eine Pleitewelle aber früher oder später anrollen wird.

Wien will geplagten Gastronomen nun zumindest etwas Abhilfe schaffen. Wie die Stadtregierung am Dienstag bekanntgab, sollen Ende März für jene Gastronomen, die über keine Outdoor-Sitzplätze verfügen, mehrere öffentliche Schanigärten eingerichtet werden.

In Wien könnte es ab Ostern öffentliche Schanigärten geben.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Nicht nur die Gastronomie fürchtet um ihr wirtschaftliches Fortbestehen, auch die Hotellerie sowie die Freizeit- und Kulturbranche. Dominic Schmid, Vertreter der Wiener Nächtigungsbetriebe, warnt vor einem regelrechten Hotelsterben: "Wir müssen uns darauf einstellen, dass ein Drittel der Hotels nicht mehr aufsperren können wird." Der Großteil der Wiener Häuser habe seit März 2020 geschlossen, nur wenige hätten die Öffnungsperiode im Sommer nützen können.

Ab April gibt es hier offenbar die Hoffnung auf erste Öffnungsschritte. Wann genau ein Hotelbesuch abseits von Geschäftsreisen wieder möglich sein wird, wurde nicht fixiert. In der Branche drängt man auf eine rasche Öffnung: "Ich selbst würde meinen Betrieb so bald wie möglich aufsperren, auch wenn am Anfang sicher kein kostendeckender Betrieb möglich ist", kommentierte der Tiroler ÖVP-Wirtschaftsbundchef und Hotelier Franz Hörl die Lage. "Je länger die Schließungen dauern, desto schwieriger wird es, die Mitarbeiter halten zu können." (Nora Laufer, Aloysius Widmann, 2.3.2021)