Auch in der Impfstoffindustrie werden Mitarbeiter noch nicht geimpft. Der nationale Impfplan sieht vor, dass Mitarbeiter von Schlüsselindustrien noch nicht gleich drankommen.

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Der schleppend umgesetzte Impfplan der Regierung bei steigenden Infektionszahlen bringt Unternehmen dazu, sich Alternativen zu überlegen. Mit seiner Ankündigung, sich selbst Impfstoff zu besorgen, um 200 bis 250 seiner "Schlüsselarbeitskräfte" gegen Corona impfen zu lassen, hat der Vorstandschef des Salzburger Kranerzeugers Palfinger, Andreas Klauser, für Aufhorchen gesorgt. Der börsennotierte Konzern lebe vom Export, er müsse wettbewerbsfähig bleiben, und dafür seien Reisen der Mitarbeiter, vor allem jenen aus dem Technik- und Servicebereich, unerlässlich, sagte er in diversen Medien.

Als Torpedierung des nationalen Impfplans will Klausner seinen Vorstoß nicht verstanden wissen, erörtert er dem STANDARD. Das Unternehmen mit 11.000 Mitarbeitern habe von Geschäftspartnern auf dem Balkan und aus Israel Restmengen von Impfstoff angeboten bekommen, die man gern holen würde. "Wir wollen eine Initiative setzen, wir können nicht mehr warten, unsere Leute müssen wieder reisen. Die Mitarbeiter unserer größten Konkurrenten aus Skandinavien sind schon geimpft und längst wieder unterwegs, während wir Pönale zahlen, weil unsere Techniker und Serviceleute nicht vor Ort sein können", erklärt Klauser.

"Wir werden sie holen"

Bei den Impfstoffen handle es sich nicht um chinesische oder russische, und man habe Kühlcontainer an der Hand und auch ein eigenes Flugzeug, um den Impfstoff unter Wahrung der Kühlkette ins Land zu schaffen. Zudem würde man die Chargen in Krankenhäusern kontrollieren lassen. "Und wenn es nur zehn Impfdosen sind, die wir bekommen: Wir werden sie holen", so Klauser.

Interesse soll auch bei anderen vorhanden sein: Bei ihm hätten sich etliche Unternehmen gemeldet, die auch gern mitmachen würden. Grund dafür dürfte auch eine gewisse Enttäuschung sein. Im Herbst wurde Unternehmen der kritischen Infrastruktur signalisiert, dass zumindest ein Teil ihrer Leute im Februar/März 2021 mit dem Impfen dran sein würden. Heute ist davon keine Rede mehr.

Ein kleiner Stich für den Oberarm, ein großer Schub für exportorientierte Unternehmen.
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Keine Alleingänge

Etliche Große lehnen einen Alleingang freilich ab. Die Erste Group verlässt sich auf die Organisation der EU bzw. der österreichischen Regierung. Auch wenn es logistische Hürden gebe, sei man zuversichtlich, dass sich die Durchimpfung bis zum Sommer "moderat" steigern lasse, sodass diverse Beschränkungen wegfallen könnten, sagt ein Sprecher der Bank.

Ähnlich sieht man es beim größten Konzern des Landes, der OMV. Sich selbst um Impfstoff zu bemühen sei "kein Thema". Und bei der Voest steht die eigene betriebsmedizinische Einrichtung für die Impfung zwar bereit – geimpft wird laut einem Sprecher des Stahlkonzerns aber erst, wenn man an der Reihe ist. Beim Vorarlberger Seilbahnbauer Doppelmayr heißt es, man stehe voll und ganz hinter dem nationalen Impfplan.

Industriellenvereinigung skeptisch

Eher mit Stirnrunzeln quittiert auch die Industriellenvereinigung die Ideen, aus der Reihe zu tanzen. Generalsekretär Christian Neumayer wünscht sich zwar zugunsten des Standorts, dass Schlüsselkräfte von Exportunternehmen möglichst früh geimpft werden, aber: im Rahmen des Impfplans. Der solle freilich möglichst rasch umgesetzt werden.

"Es gibt keinen privaten Markt für Corona-Impfstoffe, auch nicht in den USA oder in Israel. Alle Angebote sind aus meiner Sicht unseriös", warnt Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Verbands der österreichischen Impfstoffhersteller, vor Fälschungen, die beispielsweise im Internet angeboten werden. Sie hat zwar Verständnis für Palfingers Anliegen, rät vom Alleingang aber ab. In einer Pandemie sei "prinzipiell der Staat für die Versorgung mit Impfstoff zuständig". (Renate Graber, Aloysius Widmann, 2.3.2021)