Vorerst ist es nur eine Theorie: Einige Ökonomen meinen, dass das Ende der Pandemie mit einer gehörigen Inflationswelle einhergehen wird. Was die These stärkt, sind die gigantischen Mittel, die von Staaten und Notenbanken in Betriebe, Arbeitsmärkte, Konjunkturprogramme und Wertpapiere gesteckt werden. Die Interventionen mögen richtig sein, um einen noch größeren Absturz der Wirtschaft zu verhindern und einen Aufholprozess einzuleiten. Doch was fehlt, sind Rezepte, mit denen die Schuldenberge wieder abgetragen werden können.

Staaten brauchen sich den Kopf nicht über Sparpakete zu zerbrechen. Sie holen sich das Geld einfach von den Sparern und Anleiheinhabern.
Foto: imago/CHROMORANGE

Erschwerend kommt hinzu, dass die Schuldenorgie von einem hohen Niveau startete. Die weltweite Verschuldung beträgt bereits das Dreieinhalbfache der globalen Wirtschaftsleistung. Derartige Missverhältnisse können bewährte Systeme ins Wanken bringen. Womit die wahre Gefahr angesprochen ist: Das Problem bekommt man am einfachsten mit einer Mischung aus Inflation und niedrigen oder gar negativen Zinsen in den Griff. Mit dieser Methode steigen die Einnahmen dank Preissteigerungen, während die Zinszahlungen konstant bleiben und verhältnismäßig schrumpfen.

Das ist angenehm für die Staaten: Sie brauchen sich den Kopf nicht über Reformen oder gar Sparpakete zu zerbrechen. Man holt sich das Geld einfach von den Sparern und Anleiheinhabern. Dass die Notenbanken dabei mitspielen, dafür spricht die Erfahrung. Die Europäische Zentralbank beispielsweise scheute auch in guten Konjunkturphasen vor Zinserhöhungen zurück. Die Währungshüter reden zwar von Preisstabilität, handeln aber zum finanziellen Schutz der Regierungen.

Lassen die Notenbanken Inflation aus Rücksicht auf die Staatsschulden zu, werden nicht nur Sparer, sondern nahezu alle Erwerbstätigen rasiert. Zumindest in Österreich, wo steigende Steuertarife ohne Indexierung dafür sorgen, dass Inflation das reale Einkommen schmälert. Diese kalte Progression stellt mehr als ein Körberlgeld für den Finanzminister dar. Es hat gute Gründe, dass nach Jahren der Diskussionen noch immer kein Korrekturmechanismus existiert.

Ob die Inflation wirklich sprunghaft ansteigen wird, lässt sich nicht seriös prognostizieren. Ein reales Gespenst ist aber, dass die Realzinsen stark negativ bleiben werden und somit die Sparer erst die Finanz- und dann die Corona-Krise mit ihrem Vermögen auslöffeln müssen. (Andreas Schnauder, 2.3.2021)