Der rote Nasenbügel bei den Hygiene-Austria-Masken steht eigentlich für die rot-weiß-rote Produktion.

Foto: APA/Hygiene Austria

Bei dem heimischen Maskenhersteller Hygiene Austria wurde am Dienstagnachmittag eine Razzia durchgeführt. Offenbar steht der Verdacht im Raum, dass Hygiene Austria chinesische Masken als österreichische umetikettiert habe. Dafür wurden laut Ermittlungsergebnissen Schwarzarbeiter benutzt. An zwei Standorten – der Produktionsstätte in Wiener Neudorf sowie dem Unternehmenssitz am Ares-Tower – kam es zu stundenlangen Durchsuchungen, bestätigte ein Sprecher von Lenzing dem STANDARD. Die Hygiene Austria ist eine Tochtergesellschaft der Firmen Lenzing AG und Palmers Textil AG. Zuerst hatte oe24.at über die Razzien berichtet, die laut dem Lenzing-Sprecher in den Abendstunden immer noch im Gange waren.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) will den Firmennamen nicht nennen, spricht aber von einem Ermittlungsverfahren gegen "eine bekannte Person und noch näher zu bestimmende Verantwortliche eines österreichischen Unternehmens", das "wegen organisierter Schwarzarbeit und Betrugs" geführt wird. Der Tatverdacht lautet, dass "Masken aus dem Ausland" – dem Vernehmen nach FFP2-Masken – an einem "Standort in Österreich umgepackt und zu einem höheren Preis" verkauft worden sein sollen. Deshalb sei nach richterlicher Bewilligung eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden. Dem Vernehmen nach ist auch die Finanz in die Ermittlungen involviert.

Hygiene Austria bestreitet Vorwürfe

"Die Hygiene Austria LP weist die heute erhobenen, haltlosen Vorwürfe auf das Schärfste zurück", hieß es in einer Stellungnahme der Unternehmensführung zur APA. "Wir kooperieren eng mit den Behörden und werden alles zur Aufklärung beitragen." Es sei bedauerlich hier "in tagespolitische Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden".

Über die vergangenen zehn Monate habe die Hygiene Austria LP, mitten in der größten Pandemie des letzten Jahrhunderts, eine moderne Maskenproduktion mit mehreren hundert Mitarbeitern in Wiener Neudorf aufgebaut. "Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen werden der österreichische Lebensmittelhandel, namhafte Industrieunternehmen und damit die österreichische Bevölkerung mit Millionen hoch qualitativer Masken optimal versorgt", betonte das Management.

Gut vernetzt

Hygiene Austria ist im Vorjahr mit großen Erwartungen an den Start gegangen, machte dann aber bald schlechte Erfahrungen, weil die öffentliche Hand vorzugsweise billigere chinesische Masken einkaufte. Daraufhin setzte man auf den Vertrauensfaktor "Made in Austria".

Die Ermittlungen gegen Hygiene Austria könnten politisch heikel werden. Lisa Wieser, persönliche Assistentin von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), ist mit Geschäftsführer Tino Wieser verschwägert. Ihr Mann Luca Matteo Wieser sitzt im Vorstand von Palmers, dem Hygiene-Austria-Miteigentümer. Die Neos stellten zu der angeblichen "Palmers-Connection" ins Bundeskanzleramt bereits parlamentarische Anfragen. In deren Beantwortung hieß es, dass Kurz und sein Ressort "von dem genannten Unternehmen aus Besprechungen im Rahmen" des Krisenstabs im Innenministerium erfahren hätten.

Die Neos hatte stutzig gemacht, dass die Firma – damals unter dem Namen "AE BG BetaEta Holding GmbH" am 12. März 2020 gegründet worden war. Einen Tag später hatte die Bundesregierung den ersten Lockdown verkündet. Außerdem beschäftigte sich laut Unterlagen aus dem SKKM-Krisenstab im Innenministerium das Wirtschaftsministerium mit Unterstützung für Palmers bei der Maskenproduktion – genau wie andere heimische Textilunternehmen, die in der Pandemie umsattelten.

Palmers-Chef Tino Wieser beschwerte sich im Mai 2020, dass die öffentliche Hand weiterhin günstigere Schutzmasken aus China einkaufe, statt österreichische Produktion zu unterstützen. Zuvor hatte Kurz die Produktionsstätte von Hygiene Austria besucht. Immerhin: Zuletzt kam man auf eine Stückzahl von 25 Millionen im Monat und beschäftigte 200 Mitarbeiter. (Fabian Schmid, Andreas Schnauder, 2.3.2021)