Erste Großimpfaktionen gab es bereits für medizinisches Personal.

Foto: Matthias Cremer

Mehr als eine halbe Million Menschen – also über ein Viertel der Bevölkerung – haben sich bisher alleine in Wien für eine Impfung gegen das Coronavirus vorgemerkt: 548.723 Personen wollen sich in der Bundeshauptstadt impfen lassen. Bis inklusive 3. März werden 93.076 Personen eine erste Teilimpfung erhalten haben. 57.108 Personen davon wurden auch ein zweites Mal gestochen und sind damit vollständig immunisiert.

Nun soll die Impfaktion in der Hauptstadt Fahrt aufnehmen. Während in Wien von der ersten Impfung Ende Dezember bis Ende Februar rund 88.200 Personen eine erste Teilimpfung sowie 52.100 davon auch die zweite erhielten – also vollständig immunisiert wurden –, sollen bis Anfang April nun mehr als doppelt so viele Menschen erstgeimpft werden. Weitere 192.900 Personen werden laut Plänen der Stadt bis 4. April gestochen, 57.500 werden beide Impfungen erhalten.

Bis Anfang April sollen damit insgesamt 281.100 Erststiche und 109.600 Zweitstiche gesetzt worden sein. "Ende März haben wir dann eine ganz brauchbare Situation", erklärte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Mittwoch.

Erster Abschluss bis Mitte März

Im Lauf der dritten März-Woche werden auch alle zweiten Teilimpfungen in Alten- und Pflegewohnhäusern abgeschlossen sein – sowohl bei den Bewohnerinnen und Bewohnern als auch beim Personal. 27.300 Personen sollen aus dieser Gruppe bis zum Ende des Quartals voll immunisiert werden. Wien zählt rund 17.000 Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen. Bis zum Ende des ersten Quartals sollen zudem rund 108.000 Impfungen an ältere Personen, die zu Hause leben, sowie an Personen der Hochrisikogruppe verabreicht werden.

Konkret werden die ersten Personen über 80 Jahren seit Mitte Februar in Wien geimpft. Ebenso die Hochrisikogruppe – absteigend nach dem Alter. Zu ihnen zählen beispielsweise Personen mit einer fortgeschrittenen chronischen Lungenkrankheit, die dauerhaft eine tägliche duale Medikation benötigen, sowie Menschen, die in den vergangenen sechs Monaten eine Chemo- oder Strahlentherapie aufgrund einer Krebserkrankung durchgemacht haben. Im ersten Quartal sollen in Wien rund 29.800 Erststiche bei dieser Gruppe gesetzt werden.

Bereits gebuchte Termine des Uni-Personals gelten

Am Mittwoch startete die Impfung des Personals in den Wiener Bildungseinrichtungen – also Kindergärten und Schulen. Innerhalb von drei Wochen sollen 35.000 Pädagoginnen und Pädagogen sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft sein. Nach einiger Verwirrung am Dienstag wurde nun klargestellt, dass das Hochschulpersonal doch nicht zur Gruppe "Bildungspersonal" gezählt wird, die bei der Impfung priorisiert wird.

Das Büro Hackers entschuldigte sich für das Problem und räumte ein, dass etwa Mitarbeiter der Uni Wien fälschlicherweise für den Impftermin kontaktiert wurden, weil es einen technischen Fehler in der Zuordnung gab. Jene, die daraufhin sogleich einen Impftermin gebucht haben, dürfen diesen behalten. "Bereits kontaktierte Personen der Kategorie "Bildungspersonal" können den angekündigten Impftermin wahrnehmen", erklärt Hackers Mediensprecher. Noch nicht kontaktiertes Personal an Hochschulen und in der Erwachsenenbildung werde hingegen einer neuen Kategorie – gemeinsam mit Studierenden – zugeordnet und kommt in Phase 3 dran.

Kontakte von Schwangeren

Kommende Woche ist eine weitere Gruppe an der Reihe: 4.500 Erstimpfungen sollen in der Kalenderwoche 10 an enge Kontaktpersonen von Schwangeren gehen – also an jene Personen, die mit der Schwangeren in einem gemeinsamen Haushalt leben. Zum Vergleich: 2020 wurden in Wien rund 18.700 Kinder geboren.

In derselben Kalenderwoche – also bis Mitte März – sollen zudem die 10.000 Erststiche in der mobilen Pflege abgeschlossen werden. Bis 21. März ist geplant, dass die erste Teilimpfung für rund 12.500 Pflegebedürftige in Heimpflege abgeschlossen wird.

Weitere Risikogruppen, die mit einem schwereren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung rechnen müssen, sollen ab 4. April geimpft werden. Gleichzeitig beginnt die Impfung für Personen über 75 Jahren. Zwei Wochen später, in der Kalenderwoche 15, sind schließlich die ersten Personen über 70 Jahren an der Reihe.

Steigerungen bei Impfstofflieferungen

Die Pläne, wie es ab der Kalenderwoche 14 (also nach dem 4. April) weitergeht, wurden in der Stadt bisher noch nicht fixiert. Denn bis zum Ende des ersten Quartals werden die Impfdosenlieferungen der Pharmaunternehmen Biontech/Pfizer und Moderna vorerst auf gleichem Niveau bleiben, ab der Kalenderwoche 14 werden Steigerungen der Liefermenge bei allen drei derzeit zur Verfügung stehenden Impfstoffen erwartet. Allerdings: Hacker geht davon aus, dass bis Ende Juni 70 Prozent der Wiener Bevölkerung geimpft werden können. Voraussetzung sei jedoch, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson in der EU zugelassen werde.

Der dritte derzeit verfügbare Impfstoff kommt bekanntlich von Astra Zeneca. Dieser hat zwar eine uneingeschränkte Zulassung in der EU, wurde aber bisher auf Anraten des Nationalen Impfgremiums nicht an über 65-Jährige verimpft. Allerdings gibt es mittlerweile Studien etwa aus Schottland, die Impferfolge bei älteren Personen zeigen – DER STANDARD berichtete.

Astra Zeneca auch für Ältere

Doch der Impfstoff wird vom Nationalen Impfgremium weiterhin primär für unter 65-Jährige empfohlen – mit einem Schlupfloch: Bei "logistischen Problemen" mit den anderen Impfstoffen könne auch für über 65-Jährige und Hochrisikogruppen Astra Zeneca verwendet werden.

In Wien will man in Abstimmung mit dem Nationalen Impfgremium nun den Impfstoff von Astra Zeneca vermehrt auch älteren Personen in Spitälern "anbieten". Denn: "Es geht um die Schnelligkeit beim Impfen", sagte der medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, Michael Binder. Man wisse, dass er ein "sicherer Impfstoff" sei und eine gute Wirkung bei älteren Menschen zeige. In Übereinstimmung mit dem Nationalen Impfgremium werde man diesen nun auch bei dieser Zielgruppe verwenden

Dass Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sich nun auch um Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik bemühen will, begrüßte Hacker am Mittwoch. Es solle nur "schnell" gehen: Sobald ein Impfstoff zugelassen wurde, solle er auch in Österreich verimpft werden können. (Theo Anders, Oona Kroisleitner, 3.3.2021)

Grafik: Stadt Wien