Der Topfavorit im Pech.

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Oberstdorf – Kurz vor dem Finale der Nordischen Ski-WM hat das Coronavirus Norwegens Skisprungstar Halvor Egner Granerud zu Fall gebracht. Der elfmalige Saisonsieger im Weltcup wurde am Mittwoch nach einem positiven Test isoliert, fällt damit für die Entscheidungen auf der Großschanze aus. Weil zudem kurz darauf Italien sein komplettes Team nach zwei weiteren positiven Fällen zurückzog, drohen der bisher recht reibungslos verlaufenen Veranstaltung in Oberstdorf doch noch Chaostage.

"Ich fühle mich ein wenig unwohl, aber ansonsten geht es mir gut", teilte der 24-jährige Granerud betrübt, aber insgesamt gefasst mit: "Das bedeutet ganz offensichtlich, dass die WM für mich vorbei ist, und das ist ein Jammer."

Norwegens Teamleitung informierte am Mittwochmorgen bei einem eilig einberufenen Pressetermin aus dem Hotel Explorer am Ortseingang von Oberstdorf über die Folgen des positiven Tests. Wie Skisprungchef Clas Brede Braathen erklärte, sei kein weiterer Sportler und keine Sportlerin vom örtlichen Gesundheitsamt als enger Kontakt eingestuft worden, die anderen Norweger können also sehr wohl an den restlichen drei Sprung-Entscheidungen teilnehmen.

"Es ist natürlich hart für einen Athleten, der als einer der größten Favoriten zur WM gekommen ist, von einem Virus ausgeknockt zu werden", sagte Braathen über das Aus für Granerud, der den Weltcup fast nach Belieben dominiert hatte.

Mitgefühl

Der Österreicher Stefan Horngacher, Bundestrainer der Deutschen, reagierte mitfühlend. "Ich weiß auch nichts Näheres über die Umstände und habe das gerade erst erfahren. Ich war geschockt. Schade, dass so ein Topsportler im Kampf um die Medaillen jetzt nicht dabei sein kann."

In der Entscheidung auf der Großschanze am Freitagabend (Qualifikation am Donnerstag) wäre der Norweger Topfavorit gewesen, am Samstag mit der Mannschaft immerhin Mitfavorit. Gemeinsam mit Polen, Slowenien, Deutschland, eventuell Österreich und Japan.

Granerud selbst zeigte sich ratlos über den positiven Test. "Ich habe alles Mögliche getan, um eine Infektion zu vermeiden, aber trotzdem ist so etwas immer noch möglich", sagte er. "Das zeigt mir, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein." Alexander Stöckl, der Trainer der Norweger aus Tirol, konnte sich den Vorfall auch nicht erklären.

Mixed-Silber

Der Senkrechtstarter des laufenden Winters, der zuvor nie im Weltcup auf dem Podest gestanden hatte, war im Einzel von der Normalschanze nach einem verpatzten ersten Versuch nur Vierter geworden und hatte mit Norwegens Mixed-Team Silber hinter Deutschland geholt. "Für mich war diese Saison ein wahr gewordener Traum, und ich habe meine Ziele erreicht", schrieb Granerud in den sozialen Netzwerken. "Jetzt geht es darum, schnell wieder gesund zu werden."

Bis Mittwoch waren die Titelkämpfe in Oberstdorf trotz aller Befürchtungen von großen Corona-Problemen verschont geblieben. Von 15.000 vorgenommenen Tests im Umfeld war nur eine einstellige Zahl positiv ausgefallen. Davon betroffen waren unter anderem zwei Mitglieder des italienischen Frauen-Skisprung-Teams.

Nachdem allerdings erneut zwei Personen aus Italiens Delegation, beide ohne Zugang zu den Sportstätten, zu Corona-Fällen wurden, beorderte der nationale Verband FISI die komplette Reisegruppe zurück in die Heimat. Also auch die Abteilungen Langlauf und Kombination.

Mehr als vorgeschrieben

Die Entscheidung sei gefallen, um die Gesundheit der Athleten zu schützen und zugleich eine sichere Fortsetzung der WM zu erlauben. "Wir haben alle Richtlinien eingehalten und sogar noch deutlich mehr Tests durchgeführt, als eigentlich vorgeschrieben waren", schrieb der italienische Verband in einer Mitteilung. (sid, red, 3.3.2021)