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Afghanische Männer tragen den Sarg mit einer der drei getöteten Mitarbeiterinnen des Fernsehsenders Enekaas TV.

Foto: Reuters/Parwiz

Jalalabad – Im Osten Afghanistans sind erneut drei Mitarbeiterinnen des privaten Fernsehsenders Enekaas TV erschossen worden. Die drei Frauen im Alter von 17 bis 20 Jahren seien am Dienstag Opfer von zwei bewaffneten Angriffen geworden, als sie gerade ihren Arbeitsplatz in der Synchronisationsabteilung des Senders in Jalalabad verlassen wollten, sagte Enekaas-Chef Salmai Latifi der Nachrichtenagentur AFP. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Attentate für sich.

"Sie haben das Büro zu Fuß verlassen, als auf sie geschossen wurde", sagte Latifi. Der Sprecher des Provinz-Krankenhauses von Nangarhar, Sahir Adel, bestätigte, dass es bei den Angriffen drei Todesopfer gegeben habe.

Der afghanische IS-Ableger bekannte sich zu den Anschlägen. IS-Kämpfer hätten Journalistinnen getötet, "die für eines der Medien arbeiteten, die der abtrünnigen afghanischen Regierung loyal gegenüberstehen", hieß es in einer Erklärung.

Festnahme eines mutmaßlichen Täters

Zuvor hatte der Polizeichef der Provinz Nangarhar die Festnahme eines der mutmaßlichen Täter gemeldet. Der Mann habe gestanden und sei Mitglied der radikalislamischen Taliban, sagte der Polizeichef. Ein Taliban-Sprecher wies jede Verwicklung der Miliz in die Attentate zurück.

Erst im Dezember war die Enekaas TV-Moderatorin Malalai Maiwand gemeinsam mit ihrem Chauffeur auf dem Weg zu ihrer Arbeit in Jalalabad erschossen worden. Sie hatte sich neben ihrer Arbeit auch für mehr Frauenrechte stark gemacht. Auch zu dieser Tat hatte sich damals der IS bekannt.

In den vergangenen Monaten haben die Mordanschläge auf Aktivisten, Journalisten, Ärzte, Politiker und religiöse Vertreter in den großen Städten Afghanistans deutlich zugenommen. Die Taliban weisen jede Verantwortung von sich, und oftmals gibt der IS an, hinter den Attentaten zu stehen. Dennoch machen die Regierung in Kabul und die USA die Taliban für die neue Welle der Gewalt verantwortlich.

Friedensprozess wiederbeleben

In dieser Woche war der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, zu Gesprächen mit afghanischen Vertretern in Kabul eingetroffen. Khalilzad will den ins Stocken geratenen innerafghanischen Friedensprozess wiederbeleben, der im Abkommen von Doha zwischen den USA und den Taliban vorgesehen ist.

Das im Februar 2020 zwischen den USA und den Taliban geschlossene Abkommen von Doha sieht vor, dass alle ausländischen Truppen bis zum 1. Mai aus Afghanistan abziehen. Der neue US-Präsident Joe Biden hat eine Überprüfung des Abkommens angeordnet, das auch Sicherheitsgarantien seitens der Taliban vorsieht, etwa den Abbruch von Beziehungen mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida. Washington wirft den Taliban vor, sich nicht an die Bestimmungen des Abkommens zu halten. (APA/AFP, 3.3.2021)