Es gibt eine Botschaft: Zusammenhalt und Empathie statt Egoismus.

Foto: Disney

Seit ein paar Jahren setzt man im Hause Disney verstärkt auf kulturelle Diversität, auch im Bereich der Animationsfilme. Bereits zu Weihnachten kam mit der Jazz-Liebeserklärung Soul von Disney-Tochter Pixar ein Film bei Disney+ heraus, der von einem schwarzen Musiker erzählt. Nun startet mit Rayaund der letzte Drache ein Actionepos auf der hauseigenen Streamingplattform, das seine quirlig inszenierte, südostasiatische Mystik regelrecht zelebriert.

Wie das bei Disney zum guten Ton gehört, schlägt auch die Moral der von Paul Briggs und Dean Wellins nach einem Drehbuch von Adele Lim inszenierten Geschichte einen Bogen zur Gegenwart. Der Film ist, wenn man so will, eine animierte Ode an den Multilateralismus: Zusammenhalt und Empathie statt Alleingänge und Egoismen!

Disney Deutschland

Der Schlüssel zur Utopie des Miteinanders ist das Vertrauen. "Wir können ihnen nicht trauen" ist so ein Satz, der immer wieder fällt. Die Reise der Heldin Raya beginnt denn auch mit einem Vertrauensbruch: Als ihr Vater die verfeindeten Völker von Kumandra wieder vereinen will, endet die Zusammenkunft in einem Kampf um ein magisches Artefakt, das zerbricht. Einst hatten die Drachen sich geopfert, um die Menschen vor den Druun zu schützen, die alles in Stein verwandeln. Diese vor sich hinwabernden schwarzen Löcher kehren zurück und lassen auch Rayas Papa erstarren. Damit beginnt die Suche nach dem letzten Drachen Sisu.

Klassische Heldenreise

Raya und der letzte Drache ist eine klassische Heldenreise im modernen Gewand. Es wirkt frisch, wie von der Samuraikriegerin, ihrer Rivalin Namaari und dem Kampf von Gut gegen Böse erzählt wird. Die animierte Welt ist so imposant geraten, dass man sich glatt in einen großen Kinosaal hineinwünscht. Im zügigen Tempo wird die Geschichte mit Actionsequenzen und Martial-Arts-Einlagen vorangepeitscht, inklusive allem, was man aus dem Hause Disney erwartet: Witz, Drama und Musik. Und natürlich gibt es auch süß quietschende Wesen mit großen Kulleraugen. Raya reitet etwa auf einer Art großem Gürteltier mit Konzentrationsschwierigkeiten.

Allerdings orientiert sich der Film inszenatorisch zu stark an der Gamingwelt. Es hat schon etwas von einem plumpen Levelschema, wie sich die Heldin und ihre Gefährten auf der Suche nach den Artfakt-Teilen durch die Abenteuer in den Clan-Regionen prügeln. Das Computerspiel dazu kann man sich schon vorstellen. Als kurzweilige Popcorn-Unterhaltung mit positiver Botschaft funktioniert Raya und der letzte Drache dennoch. Hier hat die Sehnsucht nach den so oft beschworenen "good old days" nichts Reaktionäres, sondern etwas Visionäres: Alle, unabhängig von Aussehen oder Herkunft, müssen wieder, wie früher, an einem Strang ziehen, damit nicht alles im Chaos versinkt. Eine schöne heile Welt, ach ja! (Jens Balkenborg, 4.3.2021)