FFP2-Maske von Hygiene Austria. Dem Aufdruck CE2233 ist zu entnehmen, dass das Modell innerhalb der EU in Ungarn zertifiziert wurde.

foto: apa/klaus techt

Wien – Während sich die Affäre um die FFP2-Masken der österreichischen Firma Hygiene Austria weiter zuspitzt, fragen sich immer mehr Menschen, ob sie dem Schutz der Mund- und Nasenbedeckung trauen können. Sind die Masken sicher oder nicht – und was weiß man sonst über die Beschaffung und Kontrolle?

Frage: Die Firma Hygiene Austria steht unter dem Verdacht, FFP2-Schutzmasken aus China umetikettiert und so als österreichische Produkte ausgewiesen zu haben. Muss man nun auch davon ausgehen, dass diese Masken nicht sicher sind?

Antwort: Hinweise darauf gibt es bisher nicht. Der Verdacht der Umetikettierung, also einer irreführenden Beschriftung der Masken, steht im Raum.

Frage: Was spricht dafür, dass es sich um sichere Masken handelt?

Antwort: Die Masken tragen eine Zertifizierungsnummer der EU: die Buchstaben CE und die Zahlenkombination 2233. Das bedeutet, dass die Masken den Arbeitnehmer- und Gesundheitsschutzanforderungen in der Union formal entsprechen.

Frage: Wie und wo wurden die FFP2-Masken zertifiziert?

Antwort: Wie aus der Zahlenkombination 2233 folgt, wurden sie in Ungarn zertifiziert, zuständig war ein Unternehmen namens Gépteszt. Die Firma ist ein alter Player am Markt, führt seit den späten 1980er-Jahren Zulassungsverfahren durch. Laut einem Sprecher des Wirtschaftsministeriums suchte Hygiene Austria Mitte 2020 um Zertifizierung an. Diese habe damals aber noch nicht in Österreich stattfinden können, denn das nun dafür zuständige Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen habe diese Aufgabe erst im Herbst 2020 übernommen. Man habe aber eine "Vorprüfung" der Masken durchgeführt – und festgestellt, "dass sie nicht den EU-Reglementierungen entsprechen".

Frage: Worauf lässt das schließen?

Antwort: Darauf, dass sich die Firma danach an eine ungarische Zertifizierungsstelle wandte – mehr nicht. Die Zertifizierung an einer dazu berechtigten nationalen Stelle gilt in der gesamten Union. Ungewöhnlich ist allemal, dass Hygiene Austria nicht, wie es damals die meisten Firmen in der gleichen Situation taten, auf eine deutsche Zertifizierungsstelle ausgewichen ist.

Frage: Was sagt das Unternehmen?

Antwort: In einem Statement bestätigt Hygiene Austria, dass zum Ausgleich einer Nachfragespitze ein chinesischer Lohnhersteller hinzugezogen wurde – um den zwischenzeitlichen Nachfrageanstieg zu bewältigen. Die Zertifizierung sei durch die Schweizer Firma SGS "einwandfrei sichergestellt". Wie das wiederum mit der Zahlenkombination 2233, die auf Ungarn hinweist, zusammenhängt, ist derzeit unklar. Die Gutachten für die Masken lägen vor und würden der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt werden, so das Unternehmen. Die Masken in der Lohnproduktion seien im Einkauf um 60 bis 100 Prozent teurer gewesen als in der heimischen Produktionslinie.

Frage: Gab es weitere Probleme?

Antwort: Ja. Aus einem E-Mail-Verkehr mit der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) erschließt sich, dass es beim staatlichen Maskenprogramm für Personen über 65 Jahre Schwierigkeiten gab. Die BBG schrieb im Auftrag des Gesundheitsministeriums an die Firma, dass im Angebot wichtige Teile fehlten. "Somit ist eine Beurteilung nicht möglich", hieß es. Vermisst wurden beispielsweise die regelmäßige externe Überprüfung der Qualität und "100 Prozent heimische Produktion". Hygiene Austria sicherte Ende November beides zu. Die Masken wurden übrigens um 79 Cent das Stück angeboten.

Frage: Was weiß man generell über die Sicherheit verschiedener FFP2-Masken-Modelle?

Antwort: Ende Februar 2021 hat die deutsche Stiftung Warentest zehn in Deutschland verbreitete FFP2-Masken-Modelle aus dem stationären und dem Onlinehandel überprüft. Nur eines der Modelle – Aura 9320+ von 3M – wurde als wirklich geeignet anerkannt. Sämtliche anderen Modelle wiesen zwar eine hohe Filterleistung gegen Aerosole auf. Eine FFP2-Maske funktioniert aber nur dann, wenn sie eng am Gesicht aufliegt, also keine andere Luftzufuhr als durch das Vlies zulässt.

Frage: Ist Umetikettierung illegal?

Antwort: Eine entscheidende Frage könnte sein, wie und ob Hygiene Austria die aus China importierten Produkte verarbeitet hat. Grundsätzlich gilt laut dem Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb, dass Konsumenten über die wahre Herkunft eines Produkts nicht getäuscht werden dürfen. Aber: Wenn ein aus dem Ausland importiertes Produkt weiterverarbeitet wurde, kann es unter Umständen legal sein, wenn "made in Austria" draufsteht.

Frage: Worauf kommt es da an?

Antwort: Einen wichtigen Anhaltspunkt bietet der Unionszollkodex: Dort ist festgelegt, was im Fall des Handels mit Drittstaaten gilt, mit denen kein Handelsabkommen besteht – so wie mit China. Laut Kodex gilt auch eine importierte Ware als in Österreich hergestellt, wenn hier noch eine wesentliche Verarbeitung erfolgte. Die Masken zum Beispiel nur neu zu verpacken oder die Bänder auszutauschen reicht laut Experten nicht. Wenn die Textilien importiert und dann verarbeitet wurden, wäre das ausreichend. (Irene Brickner, Andras Szigetvari, 3.3.2021)