Vier Männer, ein Ziel: Markus Kraetschmer, Luka Sur, Frank Hensel und Aleksandar Bursac wollen die Austria auf Vordermann bringen.

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Die Austria hat einen Investor gefunden, mit dem sie ihren finanziellen Pflichten nachkommen kann.

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Wien – Wer sich auf die Website der Insignia Group verirrt, betritt eine Welt voller Wunder. Hier steigen attraktive Menschen in den Privatjet, um edelsten Champagner zu schlürfen. Alles ist Lifestyle und Business. Über Money spricht man nicht, man hat es. Laut eigenen Angaben konzentriert sich die international tätige Insignia (London, Moskau, Dubai!) seit 1996 darauf, "die finanziellen Bedürfnisse von vermögenden und ultravermögenden Personen zu bedienen". Mittel zum Zweck: Kreditkarten.

Nun, der FK Austria Wien ist keine Privatperson, vermögend ist er auch nicht, aber finanzielle Bedürfnisse hat er durchaus. Der jüngste Geschäftsbericht wies das Jahresergebnis mit einem Minus von 18,8 Millionen Euro aus. Um den schlaflosen Nächten ein Ende zu bereiten, wurde am Mittwoch in der Generali-Arena also Insignia als "strategischer Partner" präsentiert.

Was das konkret heißt? In Zahlen zunächst gar nichts. "Über die Details wurde Stillschweigen vereinbart", sagt Markus Kraetschmer. Die wirtschaftliche Basis für den Fortbestand des Vereins sei aber geschaffen worden. Der Vorstand der Austria zeigte sich "glücklich, einen zuverlässigen und kompetenten Partner gefunden zu haben". Insignia soll an der Infrastruktur der Austria, der Stärke der Bundesliga und der Schönheit der Stadt Wien Gefallen gefunden haben.

Große Ziele

Mag sein, dass die Vertreter des neuen Partners gerne eine Runde mit dem Riesenrad drehen, die langfristigen Ziele sehen freilich anders aus. National will man um Titel mitreden, international will man – Überraschung! – in die Champions League. So verkündete es Luka Sur, Vizepräsident der Insignia Lifestyle Group: "Wir sind davon überzeugt, dass in diesem Klub ein sehr großes Potenzial steckt. Die Geschichte dieses Klubs, die Fans, die fantastische Infrastruktur, und das alles im Herzen von Europa, machen für uns absolut Sinn. Ich kenne keine bessere Mannschaft in Wien."

Möglicherweise hat Sur in jüngster Vergangenheit nicht die Tabelle studiert. Derzeit ist jedenfalls Rapid die klare Nummer eins der Stadt. Wie auch immer, der Neo-Partner will aus der Austria eine "Topmarke im europäischen Fußball machen" und dabei den "den Geist und die DNA des Klubs erhalten". In der Tat bleibt die FK Austria Wien AG zu 100 Prozent im Eigentum des Vereins, die Klubfarbe und das Wappen werden nicht angetastet.

Was ist also neu? Die Austria und Insignia gründen eine gemeinsame Vermarktungsgesellschaft. Dieses Konstrukt unter der Geschäftsführung von Aleksandar Bursac hat die Aufgabe, internationale Sponsoren zu gewinnen. Das "weltweite Netzwerk" des neuen Partners soll dabei behilflich sein. Sur erwähnte die guten Kontakte zu Chelsea, AS Roma und Borussia Dortmund.

Langfristige Planung

Austria-Präsident Frank Hensel sah wiederum einen "erfreulichen Tag für die Austria und ihre Fangemeinde. Wir hatten diese Veränderung zur nachhaltigen Weiterentwicklung des Klubs ja schon länger vorbereitet, nun ist alles abgeschlossen, und es gibt diese langfristige Planungssicherheit, die wir uns zum Ziel gesetzt haben." In der sportlichen Führung soll es zu keinen Veränderungen kommen: "Peter Stöger ist der sportliche Chef dieses Vereins, und er bleibt es auch."

Für die Rückkehr an die sportliche Spitze gibt es laut Kraetschmer eine "interne Timeline", wobei "der Fokus sicher auf der Saison 2021/22 liegt". Der Vorstand erinnerte noch einmal an die vergangenen 16 Monate, in denen der Klub Wege gesucht hatte, um sich aus den finanziellen Nöten zu befreien. Dabei hätten sich "viele Partner" angeboten.

Für Kraetschmer waren es nicht die ersten turbulente Zeiten am Verteilerkreis. Er erlebte bereits die Ära unter Frank Stronach und dessen Magna-Konzern. Auch kein Honiglecken. Der Milliardär hatte damals ebenso mit großspurigen Ansagen aufhorchen lassen, die violetten Fans am Ende aber enttäuscht zurückgelassen. Die Partnerschaft mit Insignia sei "mit der damaligen Magna-Betriebsführung aber nicht vergleichbar".

Ob unter dem Strich tatsächlich mehr herausschaut, wird sich weisen. Jedenfalls ist in Favoriten die Zuversicht zurückgekehrt. Kraetschmer: "Dieser Klub hat in Summe die meisten Titel in Österreich gewonnen. Wir wissen um unsere Verantwortung." (Philip Bauer, 4.3.2021)