Antonia Gentry (links) als Ginny und Brianne Howey als Georgia.

Foto: Netflix

Ein Missverständnis muss gleich ausgeräumt werden: Die neuen Gilmore Girls sind Ginny & Georgia nicht. Das ist gut und schlecht zugleich für die neue Netflix-Serie, deren erste Staffel gerade angelaufen ist. Schlecht, weil man sich durch diese Mutter-Tochter-Beziehung erst einmal ein paar Folgen durchkämpfen muss, bis den Protagonistinnen das kreischend-aufgeregte Superschlaue einer Coming-of-Age-Serie endlich einmal vergeht und diese ihre eigene Tiefe entfalten kann.

Ginny ist die 15-jährige Tochter der 30-jährigen Georgia (wobei Namen hier irgendwie Schall und Rauch sind). Die beiden ziehen mit Ginnys kleinem Bruder Austin ins beschauliche Örtchen Wellsbury in Neuengland. Georgia ist eine treusorgende Mutter, die nur das Beste für ihre Kinder will – wie Lorelai Gilmore. Anders als diese hat sie aber wesentlich mehr zu verkraften als einen Knacks in Liebesdingen: White-Trash-Eltern mit Alkohol- und Missbrauchsgeschichte; die falschen Männer zur falschen Zeit; kaum Schulbildung – dafür einen unbedingten Drang nach oben.

Ihre Tochter Ginny bewegt auch deutlich mehr als die gleichaltrige Rory Gilmore. Als Person of Colour (des häufig abwesenden Vaters wegen) hat sie nun einmal andere Sorgen und auch mit deutlich mehr Vorurteilen zu kämpfen als ein weißer Oberschicht-Teenie.

Trailer zu "Ginny & Georgia".
Netflix

So entwickelt die Serie zunehmend eine eigene Identität: Krasse Klassenunterschiede werden genauso verhandelt wie Diversität und Identität, Sexualität wird in jeder Hinsicht offen angesprochen, Selbstverletzung ist Thema, und durch alles weht beständig ein Hauch von Kriminal. Insgesamt jedoch vergnüglich – und böser als Rory und Lorelai. (Petra Stuiber, 5.3.2021)