Der viertägige Besuch im Irak ist die erste Auslandreise des Papstes nach einer pandemiebedingten Pause von eineinhalb Jahren – und vermutlich die gefährlichste seines Pontifikats. Im Vatikan ist man sich der Risiken durchaus bewusst: Man habe alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, betonte der vatikanische Pressesprecher Matteo Bruni im Vorfeld in Rom. Die Reise, so der Sprecher, sei am besten als "ein Akt der Liebe" zu deuten, die auch "extreme Formen" annehmen könne. Die Wortwahl Brunis verrät, wie groß die Bedenken sind.

Anschlagsgefahr und Pandemie: Das Gefährdungsmuster für die Irak-Reise ist ausgeprägt.
Foto: AHMAD AL-RUBAYE / AFP

Zum einen herrscht im Irak eine prekäre Sicherheitslage: Beinahe täglich kommen bei Gewaltakten Menschen ums Leben; gleichzeitig gewinnt die Terrormiliz IS, 2017 noch für besiegt erklärt, wieder an Schlagkraft. Ein Anschlag am 21. Jänner im Zentrum von Bagdad mit 35 Toten war nur der schlimmste unter vielen. Der IS hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche schon vor Jahren zu einem bevorzugten Ziel für Attentate erklärt.

Heikel ist die Irak-Mission des Papstes aber auch unter dem Gesundheitsaspekt: Die Sieben-Tages-Inzidenz der Corona-Infektionen ist im Irak seit Anfang Februar um das Viereinhalbfache gestiegen. Franziskus – und mit ihm der ganze Begleittross – ist zwar geimpft worden und muss deshalb keine Ansteckung befürchten, die Sorgen betreffen die Iraker, die den Papst während seiner Reise sehen wollen: Im nordirakischen Erbil ist eine Messe in einem Stadion mit 10.000 Teilnehmern geplant. "Ich halte das für keine gute Idee", sagte die Virologin Navid Madani zur Nachrichtenagentur AP.

10.000 Einsatzkräfte

Verantwortlich für die Sicherheit bei Auslandreisen des Papstes ist grundsätzlich das Gastgeberland – im vorliegenden Fall also Iraks Ministerpräsident Mustafa al-Kadhimi. Um Franziskus während seines Aufenthalts zu schützen, werden 10.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz stehen. Im kurdischen Nordirak wiederum will Masrur Barzani, Regierungschef des kurdischen Landesteils, den Gast vor Anschlägen schützen. "Wir werden alles nur Mögliche tun, um die Sicherheit von Papst Franziskus bei seiner bevorstehenden Reise zu gewährleisten", betonte Barzani in einem Interview mit dem Fernsehsender France24.

Neben den irakischen Sicherheitsbehörden werden aber auch mehrere Schweizergardisten und vatikanische Gendarmen als Leibwachen den Papst beschützen. Bereits vor Wochen ist ein Planungsstab aus Rom angereist. Zu einem möglicherweise erhöhten Aufgebot von Personenschützern für Franziskus wollte sich Vatikansprecher Bruni nicht äußern.

Die Abschirmung des Papstes im Irak wird alles übertreffen, was bisher üblich war: Transfers finden wenn möglich per Hubschrauber oder Flugzeug statt; am Boden in einem gepanzerten Wagen. Iraks Behörden haben außerdem eine totale Ausgangssperre angekündigt.

Dennoch kann laut Vatikansprecher Bruni das Land die Reise über Medien mitverfolgen und "wissen, dass der Papst für sie da ist und die Botschaft bringt, dass Hoffnung auch in schwierigsten Situationen möglich ist". (Dominik Straub, 5.3.2021)