Bis die Deutschen wieder im Freien ein "Käffchen" trinken dürfen, wird noch einige Zeit vergehen.

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Das kann man sich nicht ausdenken, das muss Realsatire sein: So lautete der Tenor am Donnerstag in den sozialen Medien, nachdem bekannt geworden war, wer jene Taskforce leiten wird, die die in Deutschland noch nicht eingesetzten Schnell- und Selbsttests organisieren soll: Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der für das Mautdebakel verantwortlich ist. "Als würde man der sinkenden Titanic die brennende Hindenburg zur Unterstützung schicken", ätzte die Heute-Show des ZDF.

Eigentlich sollte Deutschland schon massenhaft über Antigen-Schnelltests verfügen, Spahn hatte sie für 1. März angekündigt. Doch es klappte nicht. Nun hat Kanzlerin Angela Merkel versprochen, dass sich ab 8. März jede Bürgerin und jeder Bürger einmal pro Woche kostenlos testen lassen könne. Diese Tests zeigten mit "guter Genauigkeit, ob jemand tagesaktuell ansteckend ist", erklärte Merkel nach dem Treffen mit den 16 Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen.

Neun Stunden hatte dieses in der Nacht auf Donnerstag gedauert, und dabei ist es offenbar hoch hergegangen. "Ich weiß nicht, was Sie getrunken haben", hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) laut Bild-Zeitung Finanzminister Olaf Scholz (SPD) angefahren, als man über finanzielle Hilfen sprach.

Die Nerven liegen blank. Zwar hat sich die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland auf einem niedrigeren Wert als in Österreich eingependelt, doch es gibt wieder einen langsamen Anstieg. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei 64,7.

Andererseits drängt das Volk auf Lockerungen. Nun gibt es einen Stufenplan, der folgendermaßen aussieht: Bis zum 28. März, also dem Beginn der Osterferien, bleibt Deutschland im Lockdown.

Flugstunden möglich

Doch am 8. März werden die Kontaktbeschränkungen gelockert, es dürfen sich dann bis zu zwei Haushalte mit jeweils bis zu fünf Personen treffen. Derzeit ist nur ein Haushalt mit einer weiteren Person erlaubt.

Am selben Tag dürfen auch Buchläden, Blumengeschäfte und Gartencenter wieder öffnen und körpernahe Dienstleistungen angeboten werden. Auch Fahr- und Flugstunden sind mit Tests möglich.

Andere Freiheiten hängen von der Sieben-Tage-Inzidenz ab. Liegt diese unter 50, dürfen Läden einen Kunden pro zehn oder 20 Quadratmeter (je nach Größe) empfangen. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 ist das Einkaufen nur mit Terminbuchung möglich. Gleiches gilt für den Besuch von Zoos, Galerien und Museen.

Frühestens am 22. März öffnet die Außengastronomie, dann ist auch kontaktfreier Sport in- und outdoor wieder möglich. Über Lockerungen in den Bereichen Kultur, Gastronomie, Veranstaltungen, Reisen und Hotels wollen Merkel und die Länderchefs und -chefinnen erst bei der nächsten Zusammenkunft am 22. März entscheiden. Merkel erklärte aber nach dem jüngsten Treffen: "Der Frühling 2021 wird anders sein als der Frühling vor einem Jahr."

Selbsttests bei Aldi

Alle Öffnungsschritte erfolgen, wie es in dem Beschluss heißt, unter Berücksichtigung von Impf- und Testfortschritten. Aldi (in Österreich Hofer) hat angekündigt, ab Samstag Selbsttests zu verkaufen. Eine Packung mit fünf Tests soll 24,99 Euro kosten, pro Person wird nur eine Packung verkauft. In der Woche darauf soll es die Tests auch in Drogerieketten geben.

Schneller vorangehen könnte es nun beim Impfen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat den Impfstoff von Astra Zeneca jetzt auch für Ältere empfohlen. Bisher wurde er nur an Menschen unter 65 verimpft. Nun sieht die Stiko die Wirkung bei über 65-Jährigen ausreichend belegt. (Birgit Baumann aus Berlin, 4.3.2021)