Wie sicher sind die Masken der Hygiene Austria? Unter welchen Umständen wurden sie hergestellt? Fragen, die die Ermittler nun klären müssen.

Foto: Toppress / Karl Schöndorfer

Wien – In der Hygiene Austria gibt es scheinbar zwei Welten. Die Oberwelt – angesiedelt im Erdgeschoß. Proper sieht es dort aus. Die Mitarbeiter arbeiten in Schutzbekleidung und dem Arbeitsrecht entsprechend. Dort marschieren Politiker durch, loben und preisen das Engagement der Hygiene Austria, die rasch und flexibel aus dem Boden gestampft wurde, um Österreich mit sicheren FFP2-Masken zu versorgen. So kommen wir durch die Pandemie. So gefällt uns das.

Dann gibt es die Unterwelt – angesiedelt im Keller. Auf mehreren Tausend Quadratmetern wird auch dort gearbeitet. Schutzbekleidung ist hier kein Thema mehr. Die Luft- und Arbeitsbedingungen – na ja, so, wie man sie sich in einem Keller eben vorstellen kann. Mehr als 40 Personen waren gerade am Arbeiten, als die Ermittler zu Wochenbeginn die Räumlichkeiten inspiziert haben. Ein Polizist berichtete im Ö1-Mittagsjournal, dass man während der Hausdurchsuchung "knietief in chinesischen Masken gewatet" sei.

Mehrere Verdachtsfälle

Der Verdacht auf Betrug und organisierte Schwarzarbeit steht im Raum und hat die WKStA auf den Plan gerufen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Das Portal ZackZack.at berichtet von einem Hygiene-Austria-Mitarbeiter, laut dessen Beschreibung gerade die Hygiene nicht das große Thema beim Unternehmen sein soll. Die Maschinen, mit denen produziert werde, seien gebrauchte Billigmaschinen aus China, die auf Alibaba ab 12.000 Euro zu haben seien. Auch um die Sauber- und Instandhaltung dürfte man sich laut dem Mitarbeiter in den Produktionshallen nicht bemüht haben. "Bei uns ist alles ölig und fettig", sagt er. Eine Maske aus China, sagt der Mitarbeiter dem Portal, würde er lieber nehmen als eine von der Hygiene Austria. Auch die Bezahlung sei sehr niedrig.

Nach der Hausdurchsuchung halten Ermittler fest, dass es um mehr als zehn Mitarbeiter gehen soll, die möglicherweise illegal beschäftigt wurden. Die betroffenen Beschäftigten kommen aus EU-Ländern, aber auch aus Drittstaaten.

Lohnhersteller in China

Die Pressestelle der Hygiene Austria ließ wissen, dass "professionelle österreichische Personaldienstleistungsunternehmen" mit der Überlassung von Arbeitskräften beauftragt wurden. Es liege also in deren Verantwortung, "für eine rechtmäßige und ordnungsgemäße Anmeldung zu sorgen". Hinsichtlich des Vorwurfs des Betrugs (weil Masken aus China umgepackt und als in Österreich hergestellte verkauft worden sein sollen) wurde mitgeteilt, dass die Hygiene Austria "ausschließlich hochwertige Masken nach rot-weiß-rotem Qualitätsstandard" verkaufe. Zugegeben wurde aber, dass zum Ausgleich einer Nachfragespitze ein Lohnhersteller in China hinzugezogen wurde.

Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing zieht als Mehrheitseigentümer der Hygiene Austria die Zügel nun straffer. Lenzing übernimmt die Managementkontrolle und setzt mit Stephan Sielaff einen zusätzlichen Geschäftsführer ein. Ein externes forensisches Untersuchungsteam soll Klarheit schaffen. (Bettina Pfluger, 5.3.2021)