Grantig könnt man werden. Da steht der Caddy vor der Tür, und im Grunde kannst nirgendwohin. Dabei ist der Wagen eine Sammlung der unbegrenzten Möglichkeiten auf vier Rädern. Das komplette Schlagzeug würde man locker unterbringen und könnt die Gattin zu ihrem Gig in der Stadthalle bringen. Wildcampen könnte man, Matratze, Schlafsack, ein paar Bücher und einen Gaskocher rein, los geht die Reise. Aber nicht nur, dass man nirgends hinkann, ist es draußen auch noch so kalt, dass man eh am liebsten daheim vorm Kamin sitzt.

Der Caddy ist in der fünften Generation größer, fescher und mit seinen Schiebetüren immer noch praktisch.
Foto: Stockinger

Und dann hockt man da, in der Jogginghose und dem ausgeleierten Pullover, und kommt drauf, dass man die Hosen, die seit Ausbruch der Pandemie zu eng geworden sind, jemandem geben könnte, der reinpasst. Mit dem Caddy fährt man nur einmal, selbst wenn man den ganzen Haushalt entrümpelt – oder Sachen heimholt. Denn da geht nicht nur der Einkauf für drei Wochen rein, da passt dann auch noch die Weinration für ebendiesen Zeitraum rein. Sogar eine Palette würde reingehen.

Der Caddy ist in der aktuellen, der fünften Generation, innen noch einmal gewachsen und steht nun erstmals auf dem modularen Querbaukasten. 2556 Liter Zeugs derpackt er – oder drei Sitzreihen.

Foto: Stockinger

Und er fährt sich jetzt noch mehr wie ein normaler Pkw. Den großen Rucksack merkt man kaum. Auch nicht, dass man eigentlich in einem Nutzfahrzeug sitzt. Zwei Bildschirme ersetzen Rundinstrumente, Radio und fast alle Knöpfe. Letzteres ist ein wenig schade. Und von der kompletten Batterie an Assistenzsystemen, die verbaut ist, werde ich persönlich auch nicht mehr mit allen gut Freund.

Praktisch und fein

Der Innenraum ist also durchaus nett und freundlich, aber trotzdem robust genug, dass man sich nicht fürchten muss, wenn man den Caddy wirklich einmal zum Lastln missbraucht. Aber das ist jetzt nicht die große Überraschung. Die tat sich ganz woanders auf.

Beim Verbrauch nämlich. Eine Zeitlang lag der bei 4,8 Liter auf 100 Kilometer – am Ende waren es dann aber doch geradeaus fünf Liter Diesel. Wobei da schon gesagt werden muss, dass der Caddy nicht mit Sportwagenambitionen bewegt wurde. Warum auch? Dafür ist er ja eindeutig nicht gebaut, mit dem großen Laderaum und 122 PS. Obwohl, als wir den Caddy übernommen haben, standen noch rund sieben Liter als Schnitt auf der Anzeige. Da hat einer keinen Wein geführt.

Grafik: Der Standard

Volkswagen versucht, nach dem Dieseldrama wieder Boden gutzumachen, einerseits mit der Elektrooffensive, andererseits auch bei den Dieselmotoren. Darum hat der Caddy jetzt zwei Katalysatoren, wovon einer ziemlich nah, der andere ziemlich weit weg vom Motor verbaut ist. Twindosing nennt sich diese Abgasreinigung mit doppelter AdBlue-Einspritzung, welche die Stickoxid-Emissionen stark reduzieren soll.

Design um einen Kasten

Überschaubar sind die Möglichkeiten der Designer bei so einem Auto. Den Kasten am Heck bringst mit Bügelfalten in der Seite nicht weg. Vor dem Hintergrund ist die Aufgabe, den Caddy fesch zu machen, gut gelungen. LED-Technik hilft da natürlich, und der um 73 Millimeter längere Radstand im Vergleich zum Vorgänger machte es auch leichter.

Das heißt aber auch, der Caddy ist in der Länge und dabei auch in der Breite gewachsen. Aber wer sind wir, da einen Stein zu werfen, jetzt, wo die zu engen Hosen endlich entsorgt sind? Das kommt so einem Auto doch nur zugute. Vor allem, wenn man andenkt, den Camper California zu ordern. (Guido Gluschitsch, 29.3.2021)