Die gefährlichste Zeit für eine Frau ist jene kurz nach oder während der Trennung von einem gewalttätigen Mann.

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Da ist er wieder. Der Tag, der den Frauen gehört. Er wurde uns geschenkt, damit wir einmal im Jahr jene Aufmerksamkeit erhalten, die uns sonst oft vorenthalten bleibt. Der Tag, an dem der Macho seiner Frau Blumen schenkt und hofft, das Thema Feminismus bis zum St. Nimmerleinstag abgehakt zu haben. Der Tag, an dem Frauen Rabatt auf Nagellack bekommen. Das ist eine Lesart des Frauentags.

Eine andere Lesart ist, dass dieser Tag daran erinnern soll, wie viel Frauen erreicht haben. Eine kurze Rast, ein Atemholen, bevor es weitergeht: Der Weg ist steil. Hinter uns liegen Stimmlosigkeit und Rechtlosigkeit. Und Jahrhunderte der Abhängigkeit. Es liegt viel hinter uns. Aber wir sind noch nicht am Ziel. Wir haben gefordert, mehr zu bekommen als den Katzentisch und die Krümel des Kuchens. Wir haben gekämpft.

Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist

Aber die Pandemie hat erneut gezeigt, dass es Frauen sind, die von den Lockdowns heftiger betroffen waren: als Mütter, als Pflegende im Homeoffice. Österreich liegt an der Spitze bei den Femiziden in Europa. Die gefährlichste Zeit für eine Frau ist jene kurz nach oder während der Trennung von einem gewalttätigen Mann. Gerade hat ein solcher Mann seine Expartnerin in Brand gesetzt. Die Statistik spricht eine klare Sprache. Das muss sich ändern. Heute ist ein guter Tag dafür, damit zu beginnen. Aber gestern war ein genauso guter Tag. Und übermorgen wird es ein neuer guter Tag sein. Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist. (Julya Rabinowich, 8.3.2021)