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Der pandemiebedingte Rückzug ins Häusliche hat die Zufriedenheit von Frauen sinken und ihre Arbeitslosigkeit steigen lassen.

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Drei Tage nach dem Frauentag im Vorjahr war es offiziell: Am 11. März erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch des Coronavirus zur Pandemie. Damit begann weltweit der Rückzug ins Häusliche. Dorthin, wo Frauen früher ihren überwiegenden Wirkungsbereich hatten. Früher?

Die Corona-Krise hat einen klaren Blick darauf beschert, dass Frauen noch immer zu einem größeren Teil für alles zuständig sind, was daheim zu tun ist. Und das ist nur ein Problem, weswegen sich, auch ohne Krise, das Gleichstellungsbarometer schon so lange nicht mehr bewegt. Nun könnte es durch die Corona-Krise noch stärker in Richtung Vergangenheit weisen. Frauenspezifische Hilfsmaßnahmen gibt es kaum.

Die Familienarbeit hat sich vervielfacht. Laut einer Umfrage der Wirtschaftsuniversität Wien haben Mütter im Homeoffice während des ersten Lockdowns mit geschlossenen Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen im Durchschnitt täglich 14,5 Stunden gearbeitet, 9,5 Stunden davon unbezahlt. Väter kamen auf 13,5 Stunden, sieben davon unbezahlt. Alleinerzieherinnen haben übrigens nicht mehr Zeit mit Kinderbetreuung und Haushalt verbracht als Frauen mit Partnern im Haushalt, sondern sogar 30 Minuten weniger. Insgesamt hatten sie aber die meisten Arbeitsstunden: 15 Stunden pro Tag, neun davon unbezahlt. Alleinerziehende sind die am stärksten von Armut betroffene Gruppe in Österreich.

Aufstockung nicht für die Ärmsten

Bei der jüngsten Aufstockung des Familienhärtefonds um 50 Millionen, das Gesamtvolumen beträgt 150 Millionen, wurde zwar stets betont, dies komme vor allem Alleinerzieherinnen zugute. Allerdings sind vom Familienhärtefonds alle ausgeschlossen, die Sozialhilfe oder Mindestsicherung beziehen. Und somit bleiben jene in besonders prekären Verhältnissen von dieser Hilfsmaßnahme abgeschnitten.

Der Tag hat bekanntlich nicht mehr als 24 Stunden, was bedeutet: Wer mehr unbezahlt arbeitet, hat weniger Zeit für Arbeit, die Geld bringt. Die Arbeitslosigkeit ist aktuell zwar bei Männern mit 11,4 Prozent insgesamt höher als bei Frauen (9,9 Prozent). Vom pandemiebedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit sind aber Frauen viel stärker betroffen: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit bei Frauen um 40 Prozent gestiegen, bei Männern um 25 Prozent. Frauendominierte Branchen wie die Gastronomie oder der Dienstleistungsbereich sind besonders betroffen. Sehr wenig ist bisher über die Einbußen der selbstständig beschäftigten Frauen bekannt, deren Einkommen durch die Lockdowns weggebrochen sind.

Für den Arbeitsmarkt gibt es nun gezielte Maßnahmen für Frauen: Dem Arbeitsmarktservice (AMS) stehen für sein Frauenprogramm heuer 60,5 Millionen Euro zur Verfügung, das sind fünf Millionen mehr als im Vorjahr. Frauen sollen mit 50 Prozent überproportional gefördert werden, versprachen Frauenministerin Susanne Raab und Arbeitsminister Martin Kocher (beide ÖVP) kurz vor dem Frauentag. Allerdings ist das genannte Förderziel nicht neu. Es galt bereits viele Jahre, zumindest bis 2020, als der Zielwert flexibilisiert wurde. Das wichtige Instrument Kurzarbeit, um Arbeitslosigkeit zu verhindern, kam mehr Männern zugute: 2020 waren 702.341 Männer in Kurzarbeit und 543.505 Frauen.

"Es fühlt sich an, als hätte ich noch einen Bleigürtel extra um", berichtet Andrea Koschier von der Beratungsstelle Lilith in Krems von der Beschreibung einer zweifachen Mutter ihrer zusätzlichen Belastung seit Corona. Bereits im April 2020, schon nach wenigen Wochen Pandemie, sank die Lebenszufriedenheit bei Frauen stärker als bei Männern, wie ein Vergleich von Umfragedaten der Uni Wien ergab.

Eine Studie der Donau-Universität Krems zeigte, dass während der Pandemie vor allem Frauen, unter 24-Jährige, Menschen mit niedrigen Einkommen und Alleinstehende mit Depressionen, Angstzuständen und schlechter Schlafqualität kämpfen.

Geflüchtete Frauen

Digitale Kommunikation ist für viele jetzt die Rettung im Hinblick auf soziale Kontakte. Doch für geflüchtete Menschen ist diese oft mit Hürden verbunden, die von digitalem Analphabetismus bis zu räumlichen Problemen reichen: Es gibt oft keine Möglichkeit, in einem ruhigen Zimmer online mit Bekannten zu sprechen oder einen Sprachkurs zu verfolgen. "Für geflüchtete Frauen, die erst kurz in Österreich leben, ist es jetzt besonders schwer, hier anzukommen", sagt Ursula Dullnig vom Flüchtlingsdienst der Diakonie Niederösterreich. Soziale Netzwerke, auf die andere derzeit zugreifen können, fehlten oft völlig. Außerdem sei gesellschaftliche Teilhabe nur schwer möglich. Diese stärke jedoch das Zugehörigkeitsgefühl, sagt Dullnig. Geht es um den Zugang zu Informationen über das Virus, stehen geflüchtete Frauen häufig vor sprachlichen Problemen. Wer neu in einem Land ist, tut sich schwerer, zwischen seriösen und spekulativen Berichten oder gar Falschmeldungen zu unterscheiden. Doch gerade in Zeiten der Pandemie ist Wissen eine wichtige Ressource. Ebenso wie Zeit, um sich um eigene Herausforderungen zu kümmern. Nicht nur um die der Kinder. (Beate Hausbichler, 8.3.2021)